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Bulli am Stausee des Lukmanier Passes

Frühstück mit Aussicht. Wir geniessen den Weitblick über die verschneite Alpenwelt.

Mittlerweile …

haben wir eine Routine entwickelt und flugs sind die Betten umgebaut/verstaut.

Frühstück in Obersaxen

Bald dampft der faltbare Wasserkessel auf dem Gasherd und im Nu ist der praktische Tisch seitlich neben der Sitzbank herausgeschoben und aufgeklappt. Unsere leckeren Kloster-Äpfel verfeinern das Müsli. Wir geniessen gemütlich das Frühstück ungestört. Selten kommt hier ein Fahrzeug vorbei.

Während ich den Abwasch erledige, kümmert sich Axel ums Fahrerhaus. Mit einem Mikrofasertuch werden die beschlagenen Scheiben gewischt und der Beifahrersitz wird wieder in Fahrtrichtung gedreht. Jetzt sind wir startklar und freuen uns auf den ersten Pass. Aktuell sind viele Alpenpässe bereits in die Wintersperre versetzt. Doch der Fahrt nach Süden über den Lukmanierpass steht nichts im Wege. Die 61 km lange Passstrasse von Disentis in Graubünden nach Biasca im Tessin führt auf der Nordseite durch das Val Medel und am höchsten Punkt mit 1916 Metern liegt ein Stausee.

Stausee Lai da Sontga

Mit jedem Meter, den der Bulli hinab klettert wird es wärmer. In Disentis ergänzen wir unsere Vorräte beim Spar Supermarkt  um einige Frischkostartikel. Neben einem Pilzrisotto wandern Hirschplätzli in den Einkaufskorb. Wir lieben die regionale Küche Graubündens und schätzen die hohe Qualität der Lebensmittel. Bei Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel durchzogen von schneeweissen Wolken verlassen wir Disentis, um bald in die enge Schlucht des Medels einzutauchen. Die Felswände rücken näher und wirken mit den dunklen Wäldern schroff und abweisend. Tief unter uns gurgelt irgendwo ein Fluss, aber wir können nichts erkennen. Steil geht es am Strassenrand bergab. Überbauungen und Tunnel wechseln sich ab.

Endlich weitet sich die Landschaft. Auf der Passhöhe liegt der Lai da Sontga Maria. Der Stausee mit einem Volumen von 67 Mio. Kubikmeter ist Teil eines der bedeutendsten Hochdruckwasserkraftwerke der Schweiz. Wasser aus dem 315 Quadratkilometer grossen Einzugsgebiet der Surselva wird in den drei Stauseen Curnera, Nalps und Sta Maria gespeichert und von dort aus in die Kraftwerke mit ihren Turbinen geleitet. Die Kraftwerk Vorderrhein AG verfügt über eine Turbinenleistung von 330 Megawatt. Die durchschnittliche Jahresstromerzeugung beträgt 840 Mio. Kilowattstunden.  Das hört sich gewaltig an. Stop am Staudamm. Ein eisiger Wind reisst an der Tür, als ich diese öffne. Schnell wieder zu und erstmal ordentlich einpacken mit Skiunterwäsche und Winterjacken, bevor wir zum Marsch über den Staudamm antreten. Zum Glück hat die Sonne die vereiste Betonfläche angetaut. Durch den Matsch geht es zur anderen Seite.

Hier ist unser Ausflug jäh zu Ende. Die Wanderwege um den See sind vereist und verschneit. Es wird zu gefährlich abzurutschen, zumal der Weg schmal und ungesichert direkt am Steilufer des Sees verläuft. Bei diesen Temperaturen wäre ein Sturz in den Stausee an dessen steilen Ufern man keinen Halt finden würde fatal. Der Schnee knarzt unter den Rädern als wir aus der zerfurchten Parkbucht fahren. Vorbei am Pass-Hospiz geht es nun sanft bergab. Jetzt sind wir bereits im italienischsprachigen Tessin. Etliche Parkplätze laden zum Verweilen ein. Sie sind mit Picknickplätzen und Toiletten versehen, machen einen sehr sauberen Eindruck. Hier und da steht ein Wohnmobil oder einige Autos von Ausflüglern. 

Wir machen uns auf zur Wanderung zurück zum Pass. Anfangs über breite Wege, aber später müssen wir klettern, einen Bach überqueren und uns durch schneebedeckte Alpflächen vorwärtstasten. Wir kommen richtig ins Schwitzen und beschliessen den Rückweg über die Strasse zu laufen. Strammen Schrittes geht es ohne Pause zurück. Die Dämmerung ist im Anmarsch und wir wollen für die kommende Nacht noch tiefer herunter fahren. Hinter zwei grossen Stapeln Holzstämmen finden wir ein Plätzen.

Es ist bereits dunkel als Axel den Grill aufbaut und im Lichtkegel der Kopflampe ein leckeres Abendessen zubereitet.