Am nächsten Morgen werden wir von Baulärm geweckt. Flurförderfahrzeuge röhren lautstark und kurven eng vor Bullis Nase mit Paletten voller Pflastersteine jonglierend herum. Ein Bautrupp in leuchtend gelber Warnkleidung packt die Paletten ab.
Zum Saisonbeginn fällt mir ein altes Geoheft in die Hände: Die Nordsee. Das rauhe Schelfmeer übte schon immer eine Faszination auf mich aus. An manchen seiner Ecken sind wir als Segler jedoch froh wie wir sagen „ schnell durch zukommen“ solange der Wettergott Neptun mild gestimmt ist. Durch Wind und Strömung sind die Küsten mit ihren vielen Sänden und Flachs ständigen Veränderungen unterworfen.
Das Barometer fällt und fällt. Bei 999 hPa ist der Tiefpunkt erreicht. Lange noch hallen die Eindrücke des Vortages bei mir nach. Die Wikinger waren ausgezeichnete Seefahrer, berüchtigte Kämpfer. Als Plünderer und Sklavenhändler verbreiteten sie Schrecken und Leid bei ihren Opfern und Feinden. Sie waren Heiden, hatten ihre eigene Kultur und ihre Bräuche. Schmuck, Gebrauchsgegenstände, Kampfausrüstung weisen ein hohes Mass von Handwerkskunst auf. Im weiteren Verlauf der diesjährigen Sommerreise stossen zufällig wir immer wieder auf Spuren der Wikingerzeit oder deren Einfluss in unsere heutige Zeit.
„Ich bin Tove, Prinzessin Tove, Tochter König Mistivojs, des Königs der Obotriten. Wir brauchten eine Allianz um den Bund zwischen unseren Ländern zu besiegeln. Ich wurde die zweite Frau des Dänenkönigs Harald Blauzahns. Als Teenager musste ich ihm zum Mann nehmen, diesen alten Mann. Ich bin eine Ware und muss ihm zu Diensten sein. Er riecht aus dem Mund und hat gelbe Zähne. Das ist mein Schicksal für mein Volk“, wispert eine Stimme leise, aber eindringlich.
Zzzzzssssssst, zsssssst, tttttttttschschschtttt… mit scharfem Zischton rauscht der Snuffer wie von selbst herunter. Das geht ja wie Butter, denke ich und bin mit dem Handling des Oxley sehr zufrieden. Drohend hat sich backbord achteraus eine dunkle Wolke von Westen vorgeschoben.