Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Ich ziehe die Vorhänge beiseite und stelle fest, dass die Sonne schon aufgegangen ist. Es ist schon sehr hell. Nach einer halben Stunde heisst es Leinen los. Der Bug richtet sich nach Norden. Das Leuchtfeuer an Bornholms Nordwestspitze wandert bald achteraus.
Auf ungefähr halbem Weg nach Schweden durchfahren wir ein Gebiet mit starkem Schiffsverkehr. Als Segler haben wir zwar Vorfahrt, da hier kein Traffic Separation Scheme verläuft, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht und so behalten wir die Frachter im Auge. Erleichtert wird diese Aufgabe heute durch die elektronische Plotter und das AIS System (automatic information system). Ein Schiff sendet ein Signal aus und auf der elektronischen Seekarte wird das Schiff als Symbol angezeigt.
Gleichzeitig werden Informationen über das Schiff, seine Geschwindigkeit, die Kursrichtung und die Zeit bis zur nächsten Annäherung mitgeteilt. So lassen sich durch daraus abgeleitete Kurskorrekturen Kollisionen vermeiden. Plötzlich hören wir ein Brummen und vermuten
erst, dass an Bord irgendwo ein Gerät eingeschaltet ist. Doch dann lokalisieren wir das Geräusch. Als wir näher heran kommen.
Ein Hubschrauber kreist über einem Tanker. Dann fliegt er direkt auf uns zu und geht steuerbord von uns auf eine sehr niedrige Höhe direkt über den Wasseroberfläche. Hatten wir erst eine Abbergung eines verletzten Crewmitgliedes vermutet, so wird uns nun klar welcher Aufgabe die Hubschrauber Crew nachgeht. Sie sind Umweltsünden auf der Spur und können aus der Luft Verfärbungen des Wasser aufspüren. Sofern eine Verklappung gefunden wird, inspizieren sie mögliche Verursacher. Endlich kommen wir in den Küstenbereich Schwedens wo sich der Schiffsverkehr legt. Vorher hatten wir teilweise 25 Schiffe gleichzeitig auf unserem Bildschirm gezählt. Wir checken die aktuelle Wettersituation und entscheiden spontan Utklippan anzulaufen. Zwölf Seemeilen vor dem beginnenden Schärengürtel Südschwedens liegen zwei kleine Inseln, in Skandinavien Schären genannt, mitten in der See. Die Hafeneinfahrt ist ein Nadelöhr und so kann dieser Outpost nur bei ruhigen Seebedingungen angelaufen werden. Bei schwerer See würde eine Yacht an den Felsen zerschlagen werden.