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Ich hebe den Kopf und schau durch das Seitenfenster: Nebel!? Es ist 5.30 Uhr. Lass mich wieder ins Kissen sinken und denke, „gibt heute eh nix, also weiterschlafen”. Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr und nun riskiere ich einen Blick über die Aussenmole und murmele zu mir selbst: „also doch Sicht, zwar bedeckt.“ Tippe den Skipper an. „Du, wir müssen raus.“ 

Erster Törn mit dem neuen Genaker Typ Oxley

Gestern hat er noch einen Block …

an den Anker gebändselt und einen in eine lange Leine eingeschleiften weiteren Block bereitgelegt. Wir sind gespannt, denn heute soll unser Seal Trail des neuen Genakers starten. Die Überfahrt nach Heiligenhafen kann starten. Der Umweg um das komplette Schiessgebiet Todendorf/Putlos nehmen wir heute mit Freude auf einen langen Seetörn, wenngleich er sonst als störend empfunden wird. Aktuell läuft eine gross angelegte Militärübung. Noch im Fahrwasser der Kieler Aussenförde ziehen wir den Snuffer. Das Ende eines Stoffschlauches dessen Material an Damen Nylons mit starkem Denie Faktor erinnert, man könnte auch sagen Stützstrümpfe für Omas, bildet ein aufblasbaren Ring. Material und Systematik sind dem Kite Sport entlehnt. Mit Hilfe der mitgelieferten Luftpumpe lässt die Luft innerhalb von 30 sec den Ring prall werden. Eine starke, sehr softe und griffige Bergeleine läuft innen und aussen im Rund zusammen.

Zügig ist der Snuffer mitsamt innen befindlichem Segel in die Mastspitze gezogen. Zu zweit agieren wir auf dem Vordeck und der Skipper springt zwischendurch kurz zur Kurskorrektur ins Cockpit, damit wir den einlaufenden Kümos nicht zu nah kommen.  Wenige Minuten später, ausserhalb des  Fahrwassers, können wir uns ganz auf unser Manöver konzentrieren. Das neue Segel soll eigentlich mit vier Schoten gefahren werden, doch wir haben erstmal nur jeweils eine Backbord- und Steuerbord-Schot angeschlagen. Ruck zuck ziehe ich den Bergeschlauch zum Masttop, während der Skipper die achtere Schot an holt. Die Blase rollt sich aus und das Segel bläht sich. Wir sind begeistert. Das Grossegel ist eingerollt geblieben, um Windabdeckung zu vermeiden und die Performance des bunten Vorsegels zu beurteilen. Nahezu bis zur Untiefentonne vom Graswarder vor Heiligenhafen fahren wir mit dem Oxley. Das Boot bleibt sehr kursstabil auch bei raumen Kursen.

Der Luftspalt im Segel soll Auftrieb bringen

Im Bereich von zwei bis drei Beaufort, die heute vorherrschten sind wir sehr zufrieden. Die Bootsgeschwindigkeit lag zwischen 2 und 4.5 Knoten je nach Windstärke. Wir sind erstaunt, mit welchem leichten Hauch das ausgesprochen dünne Tuch sich noch in Form hält ohne einzufallen. Mit unserem Spinnaker hätten wir längst Probleme bekomme,  ihn wegnehmen und den Motor als Antrieb nutzen müssen. Trotz Astartes Gewicht, können wir jetzt bei absoluten Leichtwindbedingungen immer noch segeln auf Kursen zwischen 80 und 180 Grad. Der optimale Bereich liegt zwischen 100 bis 160 Grad zum Wind. 

Noch sind die Anschlagpunkte provisorisch

Das Bergen des Segels in den Schlauch kann im Knien oder Sitzen erfolgen. Dadurch gewinnt man auf dem Vorschiff mehr Sicherheit bei stärkeren Schiffsbewegungen. Beim Hersteller kann man sich je nach Schiffstyp, bzw Masthöhe die Länge der Bergeleine individuell anpassen lassen. Auf dem Törn nach Heiligenhafen haben wir gute Erkenntnisse erlangt wie der endgültige Anschlagpunkt am Bug gesetzt sein muss. Selbst mit aufgeblasenem Kragen passt der Snuffer mit Ring noch durch unsere Vorluke und kann dann innen in Ruhe entleert und in der runden Segeltasche komprimiert verstaut werden.

Das Segeln mit dem Oxley bringt richtig Spass und das leichte Handling bei bisher sehr leichten Winden verlief nach unseren Vorstellungen. Wir sind gespannt auf den Einsatz bei stärkerem Wind. Unser Fazit des Tages: das Spektrum der Nutzung einer Antriebskraft natürlichen Ursprungs ist grösser geworden oder einfach gesagt: auch wenig Wind schiebt Masse mit dem neuen Vorsegel. Wir werden “nachhaltig”.