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Das Besuchercenter Mellomstasjonen informiert über das Bauprojekt des neuen Nationalmuseums. Vor zehn Jahren begann die Planung für das grösste Kunstmuseum des Nordens. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 600 Mio EUR. 2020 soll das Museum eröffnet werden.

Im Herbst 2010 gewinnt das deutsche Architekturbüro Kleihues + Schuwerk die internationale Ausschreibung „forum artis“ für das neue Osloer  Nationalmuseum und setzt sich damit gegen 236 andere Teilnehmer aus der ganzen Welt durch. Das deutsche Architektenduo Klaus Schuwerk und Jan Kleihus unterhält seit 2004 Büros in Berlin und Neapel. Der dort ansässige Schuwerk, Jahrgang 1967 ist der leitende Architekt des Gewinnerteams. Er studierte Architektur in Stuttgart, Zürich und Madrid. Bei seinem Entwurf  liess das Team die Gestaltungslinien des deutschen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dem Deutsch-Amerikaner Mies van der Rohe (1886-1969) und dem Schweizer Peter Zumthor (geb. 1943) einfliessen. Dem typisch Norwegischen wurde durch die Integration umliegender existierender Gebäude und der Verwendung norwegischer Materialien Rechnung getragen. Die fensterlose Fassade wird mit grauem Schiefer belegt. Eine unvorstellare Menge Riemchen sind nötig, um den Quader, der 55000 Quadratmeter Geschossfläche umfasst, zu verkleiden. Das Licht kommt von oben über einen riesigen aufgesetzen Glaskubus. Der Schiefer wird von Norwegen nach Deutschland transportiert, da er nur dort von speziellen Maschinen im Wasser-Nass-Schnitt bearbeitet werden kann. Danach geht es wieder zurück nach Norwegen mit dem Material. Ein Wahnsinn in Sachen Umweltbestaltung. Bei den Einheimischen ist das Grossprojekt umstritten, besonders bei den direkten Anwohnern. Wer möchte schon von seinem teuren Appartment in Zukunft auf eine graue Wand schauen. Das alles erfahren wir von einer sportlichen, schlanken Dame mit grauem,flottem Kurzhaarschnitt, abr auch nur, weil ich zur Toilette musste. „Ach lass mal schnell hier rein in das Infocenter, die haben bestimmt eine Toilette“, sage ich zum Skipper. Mehr wollte ich eigentlich nicht, doch aus der Stippvisite zum Klo wird so schnell nichts. Wir sind die einzigen Besucher und dienstbeflissen stürzt sich die auskunftsfreudige Mitarbeiterin gleich auf uns. Wir mimen interessiert und nicken, während ich über ihre Schulter Ausschau nach dem WC Zeichen halte. Na endlich, sie schaltet einen Film über ein Interview mit Klaus Schuwerk ein und kehrt uns den Rücken. Die Gelegenheit sich nach dem Aufsuchen des stillen Örtchens davon zu machen. Retrospetiktiv ein informativer Toilettengang.

Spiegelbild

Wir können Oslo nicht verlassen, ohne etwas von Munch gesehen zu haben. Als wir am Munch Museum auf dem Rückweg einer Radtour vorbei kamen, schloss es grade. Heute sind wir zu Fuss und wollen nicht mehr so weit gehen. Also beschliessen wir die Aula der Universität zu besichtigen.

Den Grundstein zur Osloer Universität legte König Frederik VI im Jahr 1811. Der Entwurf stammte von Karl-Friedrich Schinkel, der wohl berühmteste deutschen Architekt dieser Zeit. Die Fresken in der Aula wurden von Edward Munch gemalt. Die Sonne ist das zentrale Bild im Aulasaal. Die Sonne steigt über der Küste des südnorwegischen Ortes Kragero auf. In Kragero hatte Munch einige Jahre verbracht. Die Strahlen der Sonne verbinden die Seitengemälde mit dem Haupt Motiv. Damit versinnbildlicht Munch die zentralen Aufgabe der Universität, Wissen zu vermitteln, durch das Thema der Erleuchtung. Es gibt eine Vielzahl von Bilddekorationen. Jedes Bild beschäftigt sich mit der Funktion und den Werten des Lernens und der Wissenschaft. Munch hat sich jahrelang mit diesem grossen Projekt beschäftigt. Seine Interpretationen und Umformungen in die Bilder  sind beeindruckend. Die Räume der Aula wurden 1911 fertiggestellt zum 100jährigen Bestehen der Universität. Alleine das Auswahlverfahren für den Künstler, der den Auftrag zur Ausmalung erhielt vollzog sich über drei Auswahlrunden jeweils in den Jahren 1909 bis 1911. Der Kreis der an dem Wettbewerb teilnehmenden Künstler verringerte sich durch das Auswahlverfahren soweit bis schliesslich nur noch Munch und Emanuel Vigeland übrig blieben. Von 1914 bis 1916 erstellte Munch dann schliesslich 11 Gemälde für die Uni. Eine Vorstellung wie monumental die Gemälde sind, erhält man nur, wenn man vor ihnen steht. Oslo ist eine Stadt für Kunstfans. Aber das Angebot und der Stilmix ist so gross, da gilt es einzelne Aspekte rauszugreifen. Wir bummeln durch die Fussgängezone zurück, denn morgen wollen wir einigermassen früh starten.