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Über dem Horizont zerfliesst der Himmel in einem Farbenmeer aus orange, rosa, blau und grauen Tönen. Ich frage Anne: „ What does it mean for us?“ She answers: „ It predicts good weather.“ Der nächste Morgen begrüsst uns sonnig.

Anne hat also nicht zu viel versprochen. Und auch weiterhin ist uns Neptun hold. Bei SSE Beaufort 4 setzen wir alles verfügbare Tuch und rauschen Dänemark entgegen. Fehmarn liegt als flacher Strich im Dunst. Die Windräder drehen, eine Kirchturmspitze erhebt sich dunkel gegen den Horizont. Stündliche Kontrollen der Achterbilge protokollieren wir im Logbuch. Der Skipper recherchiert Ersatzteilquellen vorsorglich. Doch noch ist nichts eingegrenzt und wir können nur beobachten. An Bord ist es still geworden. Wir geniessen die Weite, das Gurgeln der Wellen, wenn sie vom Bug geschnitten werden

und ein gelegentliches Quietschen der Grossschot. Murmelnde durch Knacken und Rauschen verzerrte Funksprüche unterbrechen die Ruhe kurz. Ich blättere in alten Revierführern und erfahre:

„Schiffskraftstoffe dürfen ab 2020 höchstens 0,50 Prozent Schwefel enthalten. Um zu gewährleisten, dass die grossen Schiffe die Vorschriften einhalten, wurden auf der Grossen-Belt-Brücke stationäre Sensoren, so genannte Sniffer installiert, ebenso an kleinen Flugzeugen. Mit dieser Methode ist Dänemark eines der ersten Länder der Welt, das von dieser Technik Gebrauch macht.

Heute liegt der Grenzwert bei 3,5%. Dorte Kübel, akademische Spezialberaterin bei der dänischen Umweltbehörde: Es wird weiterhin eine Dokumentenkontrolle durchgeführt und Ölproben von dänischen und ausländischen Schiffen in dänischen Häfen entnommen. Ost und Nordsee sind seid 2006 und 2007 sogenannte SECA Gebiete, hier wurde der Grenzwert schrittweise auf 0,1 % ab 2015 gesenkt. Die dänischen Kontrollen wurden intensiviert, denn  die Handhabung der Schwefelvorschriften sind sowohl für unsere Gesundheit, die Umwelt und die Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen für gesetzestreue Reedereien wichtig, da der finanzielle Gewinn bei Umgehung der Vorschrift gross ist.“ (Sejlerens Danmark Marina Guide 2017)

Jetzt beobachte ich die Frachter und Tanker, die sich in weitem Abstand in den Grossen Belt oder auf dem Fehmarnsund Weg Richtung Kiel bewegen mit anderen Augen. Was beinhaltet wohl die graue Linse, der Streifen Dreck, den sie in der Luft hinterlassen?

Doch steht es uns wirklich zu den Finger zu heben, denn auch wir sind die Verbraucher der Waren, die sie transportieren. Eine generelle Reduktion vieler Transporte wäre eine wirklicher Schritt zu mehr Schonung der Natur.  Dann müssten wir auf vieles verzichten. Wie lange kann der Mensch sich seine Bequemlichkeit noch leisten?