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Diä neue Kääämäää fast Schiwwe bis 330 Mätä, belehrt mich ein junger Schleusenwärter. Nein wird sind nicht in Finnland, sondern dies ist Lautsprache des schönsten Dithmarscher Plattdeutsch. Fasziniert schaue ich auf die wulstigen Lippen des Ureinwohners und wie die vorschnellende Zunge immer an die Zähne stösst, wenn er die Laute herauspresst. Auf den Inhalt seines Vortrages kann ich mich gar nicht konzentrieren, zu drollig ist das gesamte Erscheinungsbild dieser original typischen Ausgabe des kantigen Küstenbewohners. Seine Rolle in Werner, der Ostfriese, hätter er schnell gefunden. Also nochmal auf Hochdeutsch: Die neue Kammer fast Schiffe bis 330 Meter Länge.

Wir besichtigen die Schleusenkammern von der Aussichtsplattform. Die Abmessungen sind jetzt schon gewaltig. Zwei Tore riegeln eine Kammer ab. Jedes Tor sitzt auf zwei Unterwagen und diese fahren ähnlich wie ein Eisenbahnwagon auf Schienen. Angetrieben werden sie von Elektromotoren mit einer Leistung von 175 PS, die vier Minuten benötigen, um ein Tor zu öffnen oder zu schliessen. Genug der technischen Informationen. Es ist brütend heiss und wir wollen einen Blick voraus werfen was uns bald erwartet.

Nach einer endlos scheinenden Zeit trifft Astartes Kiel in Kürze wieder auf richtiges Salzwasser, na ja in der Elbe erstmal Brackwasser und wird von der Tide umspült. Der Blick auf den breiten Strom lässt Erinnerungen aufkommen an stürmische Fahrten bei Hackwelle gegen steifen Wind. Doch nun liegt das braune Wasser da flach wie ein Brett, umrahmt von grünen Wiesen und die sanft schaukelnden Segler mit schlaffen Segeln erinnern eher an gemütliche Sonntagsfahrt, denn an harte Seemannschaft. Nun denn, so gefällt es uns als Auftakt auch viel besser. Der kleine Brunsbütteler Aussenhafen ist gut gefüllt. Die ersten Wattbuckel glänzen in der Sonne und werden geteilt von einem schmalen Priel, dem mit Pricken markierten Fahrwasser zum Clubhafen. Wohl doch eher etwas für Schlickrutscher. Unsere Kielform ist eher ungeeignet zum Trockenfallen. 

Hübsche Backsteinhäuschen in den Wohnstrassen stehen in starkem Kontrast zum hässlichen Ortskern mit den üblichen Filialisten des Ramschgewerbes. Zwischen Dönerbude, Bäckerei und italienischer Eisdiele schält sich das Ausflugspublikum entlang. Wer einen Platz im Eiscafe ergattert hat und vor seiner Eisbombe sitzt, scheint das Tagesziel erreicht zu haben und schaut sehr zufrieden aus.

Der Hafen füllt sich nach und nach. Wir bekommen einen Päckchenlieger mit dem einhergehenden Deckgetrampel der stark sonnenverbrannten Herrencrew. Die Nacht wird unruhig und vor 4.00 Uhr komme ich nicht zur Ruhe. Der ständige Schleusenbetrieb der Grosschiffahrt verursacht  Schwell und die Generatoren, Motoren dröhnen die ganze Nacht. Nächtliche Ankömmlinge im Seglerbecken kreisen, lassen die Bugstrahlruder surren und nehmen keine Rücksicht auf die Nachtruhe der anderen.