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Die Sonne sticht heiss vom Himmel und es geht absolut kein Lüftchen. Da muss die Maschine ran. Nach ausgerechneter Zeit können wir uns einen späten Start um 10.00 Uhr leisten, um noch im Hellen anzukommen. Je später desto besser, denn gegen Nachmittag  soll Wind aufkommen und den wollen wir bestmöglich ausnutzen.

 

Der Groensund geht über in den  Faro Jord und selbiger in den Mellemgrund. Wir unterqueren zwei Brücken, die Falster mit Seeland verbinden. An der Storströmbroen werden grade Wartungsarbeiten durchgeführt. Die Arbeiter umringen in kleinen Booten einen Pfeiler. Das Fahrwasser weitet sich hinter den Brücken. Einige Insel liegen als dunkle Flecken am Horizont. Ansonsten ist die See spiegelglatt. In der Hitze flirrt die Luft und erzeugt Spiegelungen und leere Räume, so dass in der Ferne entgegenkommende Schiffe aussehen als würden sie in der Luft fahren. Abertausende Mücken und Gewitterwürmchen haben sich überall niedergelassen. Einzig der Fahrtwind kühlt uns etwas ab. Lesend sitzen wir hinter gespannten Handtüchern im Schatten. Plötzlich steigt hinter uns am Horizont über dem Wasser eine grosse Rauchwolke auf. Ich rufe: „ Du da brennt es. Eben ist ein Tanker vorbeigefahren. Es kann nur eine Brandquelle auf dem Wasser sein.“ Wir schalten Kanal 16 ein, ob eine Meldung durchgegeben wird. Doch der Äther bleibt still.

Voraus liegt die Insel Omö. Aber wir können endlich Segeln und machen gut Fahrt. So geht es weiter über den grossen Belt.  Der Belt ist seit Alters her für Dänemark eine wichtige Verkehrsader. König Waldemar liess im Jahr 1170 Forts in den Städten Nybord, Korsor und auf der im Belt leigenden Insel Sprogo bauen. Ca. 800 Jahre später begannen die Dänen mit dem Bau einer Brücke. So ist die Grosse Belt Brücke die drittgröste Hängebrücke der Welt. Die Westbrücke ist eine kombinierte Strassen- und Eisenbahnbrücke von 6,6 km Länge und steht auf 63 Brückenpfeiler. Die Ostbrücke ist 6,8 km lang und die Hauptspannweile der Stahlseile zwischen den Pylonen beträgt 1624 Meter. Mit 254 Metern bilden die Pylone den höchsten Punkt Dänemarks. Die durchschnittliche Durchfahrtshöhe für die Schiffahrt beträgt 65 Meter. Ferner gibt es noch zwei acht Kilometer lange Tunnelröhren für Züge. Die Röhren liegen 75 Meter unter der Meeresoberfläche und der Belttunnel ist damit der zweitlängste Tunnel unter dem Wasser in Europa. Nach der Einweihung im Jahr 1998 hat sich das Verkehrsaufkommen an Fahrzeugen pro Tag von 8.000 auf 30.000 gesteigert.  Die Colorline Fähre auf der Linie Kiel Oslo passiert vor unserem Bug. Die Frachter laufen wie aufgereiht an uns vorbei.

 

Mit dem letzten Rest Licht erreichen wir Nyborg. Mittlerweile weht es kräftig und der für den nächsten Tag gemeldete Ostwind der Stärke sechs kündigt sich bereits an. Daher sind wir froh noch den letzten geschützten Platz in der Marina direkt im Leeschutz eines Wohnblocks zu ergattern. Nyborg ist das historische Herz Dänemarks. An dieser strategischen Stelle Fünens demonstrierte der dänische König Christian III mit seinen Rittern seine militärische Macht. Vor ca. 800 Jahren wurde Nyborg angelegt und wurde im 16. Jh dänische Hauptstadt. König Christian III herrschte hier von seinem Schloss. Er war ein Freund Martin Luthers und unterstützte diesen auch finanziell. Selbst Reformator war ihm der Fortschritt des lutherischen Glaubens in Europa ein starkes Anliegen. In Nyborg wurde der Grundstein zur heutigen Demokratie gelegt, indem die vormals starr diktatorische und monarchische Grundordnung des katholischen Europas durch die neuen Gedanken und Lebensweisen abgelöst werden sollte. So war Nyborg die dänische Kapitale des protestantischen Glaubens.

Heute ist es den Stadtplanern gelungen den historischen Stadtkern zu erhalten und neuen modernen Wohnraum in einer Hafencity zu erschaffen, die Besuchern und Bewohnern ein attraktives Umfeld bietet. Meeresschwimmbad, Wasserballfeld und eine Erweiterung der vorhandenen Marina sind in Planung. Kanäle und Brücken zwischen den Wohnquartieren sowie hübsche Blumenfelder laden zum Flanieren ein. In Nyborg finden auch grosse Windjammer einen Platz. Zu Besuch ist die Amphititre aus Bremen. Der Dreimaster mit seinen lackierten Holzflächen ist eine Augenweide. Nachdem wir unser Vorräte aufgefüllt und das Boot gewaschen haben, geht es zum Diesel bunkern.