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Nach einer rasanten Überfahrt bergen wir die Segel vor der Hafeneinfahrt von Simrishamn. Die Waschmaschinen-Blockiererin Mina kam von hinten auf unter Maschine und kurz vor dem Erreichen des Hafen hat sie die Hebel auf den Tisch gelegt, um uns noch zu überholen.

Simrishamn Yachthafen

Nun muss sie Hilfeleistung geben für einen kleinen schwedischen Segler, dessen Maschine wohl ausgefallen ist. Vorsichtig tuckern wir hinter dem Schleppzug her. In der Marina haben sich bereits die üblichen Verdächtigen gesammelt. Bekannte Schiffsnamen tauchen auf. Man hat sich auf der Strecke schon mehrfach gesehen. Im Minutentakt füllen sich jetzt die Liegeplätze. Die Skipper hechten zu den wenigen Steckdosen und wollen ihren Stromstecker noch schnell platzieren, bevor es der Nachbar tut. Dann wird sich allgemein verzurrt und klar Schiff gemacht. Heisses Sommerwetter hat auch an Land die Urlaubsmaschinerie beflügelt. Es herrscht Hochbetrieb. Eisbuden werden von Touristen umschwirrt wie der Honigtopf von den Wespen.

Wohnmobile stehen an jeder freien Ecke dicht an dicht. Der Campingplatz platzt aus allen Nähten.  Während Segler mit Aufklaren beschäftigt sind, vertreiben sich die Wohnmobilisten meist die Zeit mit Lesen und Sonnenbaden im Campingstuhl. Einer tanzt aus der Reihe:

Die Restaurants in der Fussgängermeile sind bis auf den letzten Platz besetzt. Auf unserem Steg liegt die Crew der Ariane, die wir bereits aus zwei vorherigen Saisons kennen. Freundlicherweise haben sie uns beim Anlegen geholfen. Er ist der Verschnitt Roadcaptain mit Schnauzbart und Tellerkeppi und sie der sportlich burschikose Typ. Beide haben schon viele gemeinsame Segeljahre auf dem Buckel und so sind die Texte eingespielt: Sie: „Labber nicht, sondern mach uns fest. Wenn Du nicht willst, dass wir vorne dran kommen, dann musst Du mal den Rückwärtsgang einlegen.“ Er: „ Meine  Frau hat so dicke Haare, da föhnt der Frisör anderthalb Stunden. Apropro Frisör, Simrishamn scheint fast nur aus Frisörsalons zu bestehen. Die Nachfrage ist da. Der Ariane Mann hat sich gleich mal seine schneiden lassen und uns die Empfehlung ausgesprochen wo es gut und preiswert ist. Andere Segler sparen sich die Kosten und so schneiden sich am Picknick Tisch im Hafen zwei ältere Herren die Haare gegenseitig selbst. Schweden, Dänen, Holländer und Deutsche bilden hier die Seglerschar. Der Wind weht mit 6 Bft. Da kommt ein kleines Boot Marke Selbstbau mit einem alten Ehepaar herein. Bei den Wellen draussen ist es in diesem Bötchen eine nasse Fahrt gewesen. Wir fragen uns, ob Mut oder Leichtsinn hier überwiegt. Einige deutsche Schiffe scheinen in Flottille (Gruppensegeln) zu fahren. Grüppchen stehen auf dem Steg, so dass ich kaum an ihnen vorbei komme. Sie bemerken mich nicht, da sie so vertieft sind in ihre Begrüssungsszenen, Die Damen umarmen sich der Reihe nach:“ Schatzi wie schön, dass Du da bist. Ach da ist ja auch der Klaus. Hallo, Beate bring mit doch bitte eine Gurke mit oder einen Salatkopf, wenn Du einkaufen gehst.“

Wir sind eingeweht. Die Hafentage werden genutzt den müden Body mal wieder zu fordern. Axel joggen, ich Gymnastik. Dem nicht genug. Kaltes Wasser soll gesund sein und eine Massage auch. Also geht es zum grobkörnigen gelblich schimmernden Sandstrand. Schuhe und Strümpfe aus und dann im Slalom um die vielen gestrandeten Quallen herum. Das Wasser ist glasklar, bizarre Felsformationen bilden den Abschluss einer grossen Sandbucht. Alte zerfallene Hütten, rostige Seilwinden und verrottete Fischerkähne zeugen vom Untergang der Kleinfischerei. Heckenrosenbüsche und Hagebuttensträucher ducken sich im Sand. Die Vegetation ist vielfältig. Wir geniessen die frische Luft und den weiten Blick über das blaugrüne Wasser bis zum Horizont.