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Und wieder einmal bestimmt das Wetter das Programm. Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker pünktlich zum morgentlichen Wettercheck. Auch hier kann der Hafen zur Falle werden. Also heisst es entscheiden: STAY or GO.

 

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Als zweites Schiff verlassen wir um 7.00 Uhr den Hafen. Viele weiter werden in den nächsten Stunden folgen, einige ziehen sogar eine Nachtfahrt vor, als noch eine unruhige Nacht

an der Boje zu verbringen wie wir später erfahren werden. Nach einem schnellen Aufklaren drängen wir uns noch vor der Fähre aus der Hafeneinfahrt. Nicht Gentleman like, da die Fähre wegen uns warten muss, aber wir haben keine Zeit zu        verlieren. Kaum haben wir die schützenden Molen passiert bläst uns schon ein scharfer Wind ins Gesicht. Der Südsüdwest Wind Stärke sechs bildet eine Welle  mit Schaumkronen von einem knappen Meter. Vor dem Wind rauschen wir an der Küste entlang und einige Male zeigt das Sumlog etwas über 8 Knoten fahrt, wenn wir eine höhere Welle herunterlaufen. Unter Genua und Besan liegt das Schiff ausgewogen in den Wellen. Punktgenau passieren wir die neuralgischen Punkte des Küstenverlaufes wo sich ein Richtungswechsel ergibt und wir etwas mehr Landabdeckung bekommen, während der Wind weiter anzieht.

Nach sechs Stunden Fahrt runden wir bei noch moderaten Bedingungen das Riff an der Einfahrt zum Farösund. Diese Ecke möchte man nicht zum falschen Zeitpunkt in Sachen Wetter erleben. Wir machen wieder fest in der alten Marineanlage von Farösund. Doch der Hafenmeister oder besser Hausmeister der Anlage taucht nach einer Stunde auf und erklärt uns, dass hier keine Yachten mehr erwünscht sind. So müssen wir uns unter windigen Bedingungen zur Farösund Marina verholen.

Der Farösund ist eine natürliche Meerenge zwischen der Insel Gotland und der kleineren Insel Farö. Wer hier wohnt lebt sehr abgeschieden. Die Hauptarbeitgeber der Gegend sind die Steinwerke. Das dörfliche Farösund bildet einen krassen Gegensatz um urbanen Visby.

In der Farösund Marina hat die Saison noch nicht richtig begonnen. Neben zwei weiteren Booten sind wir der dritte Gast. Die Stege der Anlage wirken heruntergekommen. Klampen gibt es nicht. Die Leinen werden einfach unter den Holzplanken, die mit einigen rostigen Schrauben gehalten werden, durchgezogen. Ich inspiziere das Gelände und suche nach einem Büro oder ähnlichem wo ich einen Hafenmeister antreffe. Es gibt nichts dergleichen. Stattdessen parkt ein altes Auto vor einer Halle. Auf einem Campingstuhl sitzt lässig ein Typ in Bomberjacke und Armeehose. Er telefoniert. Plötzlich schaut er auf und ruft mir etwas zu. Verstanden habe ich nichts, wende mich aber in seine Richtung. Merkwürdigerweise stellt er sich nicht als Hafenmeister vor, will aber Geld haben. Die Liegegebühr liegt über Visby Niveau. Eine Quittung rückt er ungern heraus. Doch ich bleibe eisern. Mürrisch erklärt er mir, dass ich die einzige sei, die einen Beleg haben wollte. Ich möchte mich aber absichern, dass nicht später ein anderer vermeintlicher Hafenmeister auftaucht. Denn solche Fälle soll es ja schon gegeben haben. Der Nachmittag verläuft ruhig. Das verschlafene Örtchen döst in der flimmernden Hitze  vor sich hin. Einzig im Supermarkt, der wider Erwarten gut bestückt ist, findet sich eine Abkühlung.