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Auf Estlands Inseln

Der Wind zieht an und wir erreichen um 4.00 Uhr Ortszeit den Hafen von Montu. Tonnen liegen keine aus, also müssen wir uns an der Richtbarke orientieren. Hinter einer hohen Steinmole liegen drei grosse stäbige Stahlfischkutter an einer Betonwand, die mit grossen Gummipuffern behängt ist. Doch wo ist der Yachthafen? Es gibt entgegen der Angaben im Revierführer aktuell keinen. Ein Becken schein im Bau, ist aber noch versandet. Uns bleibt nur übrig vor einer schrägen Rampe, wahrscheinlich Fähranleger, an den riesigen Gummipuffer festzumachen. Glücklicherweise ist das Wetter hier ruhig. Die Umgebung scheint ausgestorben. Nach dem Deck Aufklaren geht es in die Koje. Wir schlafen fünf Stunden bis 9.00 Uhr Ortszeit. Als wir unsere Verdunkelungsrollos aufziehen ist es draussen schon gleissend hell.

Unser geplanter Ausflug zum Leuchtturm Sorve wird wohl ins Wasser fallen, denn hier können wir nicht bleiben. Ich inspiziere das Gelände und finde alles sehr gepflegt und aufgeräumt vor, inklusive einem Denkmal für von Deutschen misshandelte Einheimische. Es gibt mehrere Hallen und in einer einige ehemalige Büroräume. Alles ist offen. Ich betrete den Raum und werde von abgestandenem Zigarettenrauch empfangen. Auf einem Tresen liegen etliche Schlüssel. Ein Sofa stehen im Raum, davor ausgetretene Hausschlufen. Ich rufe, aber es taucht niemand auf. Zurück an Bord entscheiden wir nach Kuressaare weiterzufahren, denn den Hafen kennen wir. Kaum haben wir alle Leinen los erscheint plötzlich ein Mann, der eine Dunstwolke aus Zigarettenrauch und Schweiss mit sich bringt. Seine Klamotten, braunes Schlabberzeug, sind abgetragen und muffig. Ich erkenne die Pantoffeln wieder. Er gestikuliert und will von uns als Hafengebühr den Tagessatz kassieren. Ich gebe ihm zu verstehen, dass wir keine 24 h da gewesen sind, sondern nur 5h und dies daher unangemessen ist für die kurze Stippvisite. Verärgert winkt er ab – ist ihm zu stressig der Vorgang – grummelt sich einen und rennt so schnell wie er aufgekreuzt ist wieder davon.

Die Sonne verschwindet für max 3 Stunden am Horizont

Die Sonne verschwindet für max 3 Stunden am Horizont