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Borstö

Das Inselhopping bis zu den Aland Inseln teilen wir in sinnvolle Abschnitte auf, da es nicht viele Anleger gibt und bereits mittags die wenigen Plätze belegt sind. Ankern auf dem felsigen Grund ist nur bedingt möglich. Daher planen wir meist zwei bis drei Ziele und machen schon fest, wenn bei der ersten Möglichkeit etwas frei ist.

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Inselwirrwarr

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Der nächste Schlag führt uns 14 Seemeilen weiter nach Borstö. Die Insel Borstö liegt im offenen Wasser. Die Vegetation ist karger, aber noch gibt es Bäume. Wir haben Glück, dass sich wenige Boote für Borstö entschieden haben. Wie schön nach dem Gedränge in Rosala, dass wir hier keine direkten Nachbarn haben. Den Bootsgast erwarten hier eine Infotafel, ein Briefkasten für das Liegegeld, zwei Plumsklos, Müllhäuschen und ein schwimmender Septictank. Den laufen Schiffe zur Entsorgung ihrer Fäkalien an, die mit der Anlage abgepumpt werden können.

Auf Borstö leben das ganze Jahr einige Familien. Den Lebensunterhalt verdienen sich die Inselbewohner  heutzutage auch am entlegendsten Ort über eine gute Internetverbindung.  Ein kleiner Holzschuppen dient als Bibliothek. Jeder kann Bücher entnehmen oder zurücklassen. Hier gibt es auch einen Briefkasten und Brieffächer für jeden Bewohner mit Namen beschriftet. Ein Postboot läuft die Insel an.
Wir erklimmen den höchsten Fels und geniessen den Rundumblick über die Schären und das dazwischen liegende Wasser. Borstö ist ein faszinierendes Biotop mit einer Vielzahl unterschiedlicher Moose, die wie weiche Kissen auf den Felsen liegen. Lagunenartige Buchten sind in Flachwasserbereichen von Schilf umsäumt. Die Felsen sind mit bunten Flechten besetzt. Auf dieser kleinen Felsscholle wartet die Natur mit einer Vielfalt von Pflanzen und Kleinstlebewesen auf, die man nicht vermutet. Für Besucher wurde ein schöner Naturpfad angelegt. Überall wachsen Blaubeeren und Himbeeren. Am nächsten Morgen ist es nebelig und ein sehr feiner Nieselregen stäubet herab. Ich ziehe meine Craghoppers Hose an und darüber imprägnierte Gamaschen gegen Zecken. Craghoppers ist ein englisches Unternehmen, das Spezialkleidung für den weltweiten Einsatz in den Tropen und anderen insektenverseuchte Gebiete produziert. Eine Spezialfaser wird mit einem Antizecken- und Insektenschutzmittel verarbeitet, das z.B. bei Zecken bewirkt, das die Zecken bei Kontakt mit dem Stoff “heisse” Füsse bekommen und sich sofort wieder fallen lassen. Zusätzlich mit Gummihandschuhen und Sammelgefäss ausgerüstet geht es zur Beerenernte. Die Lese ist schweisstreibend. Gebückt bahne ich mir den Weg zwischen den Himbeersträuchern, die im unwegsamen, felsigen Untergrund sitzen. Wespen und Spinnen müssen verscheucht werden, denn auch sie wollen an die süssen Früchte. Während Axel noch einmal den Felsgipfel hinaufläuft, ernte ich einen kleinen Eimer voll Himbeeren. Die werden unser morgendliches Müsli aufwerten und uns mit frischen Vitaminen versorgen. Als ich fertig bin und grade wieder auf dem Hauptpfad weitergehen will, kommt eine Herde Schafe angelaufen. Sehr schöne Tiere mit dichtem Fell. Ein dunkelbraunes vorwitziges Schaf kommt dicht heran und läuft direkt neben meinem Bein. Plötzlich stubst es mich an und zieht mir mit seinen Zähnen den Reisverschluss meiner Hosentasche auf. Das Tier hängt am Reisverschluss-Ende und lässt kaum davon ab. Vermutlich sucht es nach Futter. Doch bei mir wird das Schaf nicht fündig. Ich drücke es weg und gehe schnellen Schrittes davon.

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Poststelle

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Die Bordfrau bei der Nahrungsbeschaffung

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