Reading Time: 2 minutes

…kommt vermutlich von „veia mala“ übersetzt schlechter Weg. Noch heute sind einige Wegpassagen durch die Via Mala Schlucht, steil und abenteuerlich. Wo der Hinterrhein sich in einer tiefen Schlucht seinen Weg durch die Felsen bahnt, hat auch der Mensch seit Urzeiten versucht, einen Durchschlupf auf der wichtigen Nord \ Süd Achse zu finden. Ob römisches Heer oder Händler, alle nutzten schon früh die Alpenpässe Splügen und Bernardino.

Die Felszeichnungen von Carschenna und die Siedlung Cresta in Cazis sind Zeugnisse dafür, dass bereits vor Jahrtausenden Menschen durch diese Gegend gegangen sind. Der Transit römischer Truppen über den Splügenpass ist belegt durch die Tabula Peutingerianna, eine frühe Verkehrskarte, die den Weg von Chiavenna nach Chur beschreibt. Die Via Mala Schlucht wurde ab 1473 zunehmend ausgebaut zuerst durch die Säumer von Thusis, Cazis und Masein, die sich zur Portengemeinschaft zusammenschlossen bis zum 19. Jhdt. als Commerzialstrassen gebaut wurden, die nicht nur dem Warenverkehr dienten, sondern auch den Grundstein für einen ersten Tourismus legten. Heute zieht die auf der Grand Tour Switzerland liegende Naturattraktion im Sommer Tausende von Besuchern an. Ticket kaufen, ab durchs Drehkreuz, einmal die 359 Stufen runter zu den berühmten Strudeltöpfen, Fotos schiessen und weiter geht’s. So läuft das Touristen Programm meist ab.

Die Pandemie aber auch die Jahreszeit verschaffen der Natur eine Atempause. Die Leere wird auch anderweitig genutzt. Bauarbeiter in Sicherungsgurten hängen an einer Steilwand und arbeiten unter halsbrecherischen Bedingungen, um Sicherungen gegen Steinschlag zu prüfen und auszubessern. Zwei Autos stehen auf dem Besucherparkplatz. Alles ist geschlossen und niemand zu sehen. Wir machen uns auf, die Passage Richtung Thusis anzugehen. Doch bald brechen wir ab, da es zu steil wird. 

Bequemer ist es vom Autofenster die 300 Meter senkrecht abfallenden Felswände zu sehen. Bei Reichenau wird sich der Kreis unserer Reise schliessen, denn hier sind wir zu Beginn nach Westen abgebogen dem Vorderrhein folgend. Als Rheinquelle ist zwar der Quellsprung des Vorderrheins aus dem Toma See im Gotthardmassiv angegeben, aber eigentlich entsteht der Rheinstrom durch drei Zuflüsse: Vorderrhein, Hinterrhein (fliessen bei Reichenau zusammen) und den Averserrhein, der seinerseits wieder in den Hinterrhein fliesst. Die verschiedenen Rheintäler mit ihren Einzugsgebieten bieten faszinierende Landschaften und sind reich an Kulturgeschichte. 

Sicher wird es nicht die letzte Reise sein, die wir in diese vielfältige Region unternehmen werden.