Tag: Rügen

Sassnitz

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Wir runden das Südperd, später Nordperd und queren dann die Prorer Wiek nach Sassnitz.

Ein Hafen, den wir vor über 15 Jahren bereits einmal angelaufen hatten. Mal sehen was sich verändert hat in dieser Zeit. Mittlerweile ist die See spiegelglatt, die Sonne sticht. Wir laufen zunächst die Bunkerstation an. Ein unglücklicher Anleger eigentlich nur für die Grossschiffahrt geeignet. Alles geschlossen und keine gute Position sich länger als nötig aufzuhalten. Wir steuern die neue Marina innerhalb der grossen Hafenbecken von Sassnitz an. Bisher liegen nur drei kleiner Segler dort, ansonsten sind alle Boxen verwaist. Eine Horde Möwen hat stattdessen die Steganlage in Beschlag genommen. Da heisst es aufpassen und all das Guano umrunden beim Betreten. In diesem Hafen wird erstmalig nach genutzter Boxengrösse und nicht nach Bootslänge bezahlt. Dies führt dazu, dass kleinere Boote keine grossen Plätze wie sonst belegen, sondern sich in die Box mit der geringsten Bemassung quetschen. Um das Hafenbecken grupperien sich Cafes, Restaurants, der alte Hafenbahnhof beherbergt einen Bäckereibetrieb. Eine moderne geschwungene freischwebende Fussgängerbrücke verbindet das Hafenareal mit der oberhalb der Steilküste befindlichen Stadt.

Alte Bäderromantik vermischt sich mit Ex DDR Tristesse.

Das nördliche Zentrum der Insel Rügen mit seinen 10200 Einwohnern ist der älteste Badeort an der Ostküste (seit 1824). Viele Prominente logierten im 19. Jahrhundert in den über 40 Hotels und Pensionen, darunter Theodor Fontane, Johannes Brahms und auch die kaiserliche Familie. Nach der Bahnanbindung 1891 entwickelte sich Sassnitz jedoch nach und nach zu einem Industriestandort für Fisch- und Kreideverarbeitung.

 

Ein eigentümlicher Mix aus modernen Eigentumsblöcken, alten Seebäder Villen und Plattenbau Altlasten macht Sassnitz heute aus. Hier ist im Gegensatz zu viele anderen Orten im Osten die Zeit doch noch ein bischen stehengeblieben. Besonders das 1969 erstellte Rügen-Hotel ist eine heruntergekommene Bausünde doch zugleich auch Wahrzeichen eines Teils der deutschen Geschichte.

Für eine kurze Nacht beherbergte Rügen einen Gast, dessen Name damals noch kaum jemand kannte. Am 12. April 1917 traf zu später Stunde ein Zug aus der Schweiz in Sassnitz sein, der einen plombierten Wagon mit sich führte. In diesem reisten Revolutionäre verschiedener Nationalität, die in Russland das Regime stürzten wollten. Es war darunter auch Wladimir Iljitsch Lenin, nach St. Petersburg . Die deutsche Reichsregierung hatte ihnen erlaubt, aus ihrem Exil in der Schweiz über Deutschland und Schweden nach Russland zurückzukehren. Lenin und seine Genossen mussten die Nacht in dem Zugabteil verbringen, da die letzte Fähre nach Schweden bereits ausgelaufen war, als sie in Sassnitz eintrafen.

Nach der Aufstockung unserer Lebensmittelvorräte, einem leckeren Fischbrötchen und gemütlichem Abendessen mit frischem Spargel verbrachten wir die Nacht an Bord.

Am nächsten Morgen legte ich unsere Wanderschuhe und Wanderbekleidung raus, denn wir wollten zum Königstuhl über den Höhenweg wandern. Doch Pläne ändern sich schnell, wenn man mit dem Wind reist.

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Thiessow – “What’s your problem?”

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Am nächsten Tag schlichen wir mit 1 bis 2 Knoten mal wieder bei lauem Lüftchen und diesigem schwülem Wetter Richtung Rügens Inselteil Mönchsgut. Am Abend kamen dunkle Wolken auf und brachten Wind. So verzogen wir uns in den Zicker See nach Thiessow. Genau zum Anlegemanöver hatten wir böigen ablandigen Wind. Der Hafenmeister deutet auf einen Platz an der Spundwand. Ein hilfsbereiter Alter in Short, T-Shirt und Badeschlappen wollte unsere Leinen annehmen. Diese Hilfe erwies sich aber nicht als hilfreich. Wir sind eingespielt und haben unsere Vorgehensweise. Oft – je nach Wetterbedingung und Anlegeplatz – stört es dann mehr, wenn sich jemand einmischt (obwohl es ja generell sehr nett von der jeweiligen Person ist). So war es auch prompt und das Manöver misslang. Wir wurden abgetrieben und hangen nun nur an der Bugleine mit dem Bug im Wind. Der Mann hatte völlig falsch gezogen. Wir verlängerten die Achterleine und übergaben ihm diese. Er legte sich mächtig ins Zeug und stemmte sich mit den Badelatschen in den Boden mit dem Rücken dem Wind trotzend. Millimeter um Millimeter zog er uns an die Wand heran. Wirkte der Hafen vorher ausgestorben mit den Yachten wo überall schon die Regenpersenninge aufgezogen waren, so sahen wir jetzt unter diesen Köpfe lugen, die sich amüsiert genüsslich dieses Hafenkino anschauten. Endlich lagen auch wir fest und verzogen uns zum kochen nach unten. Draussen wurde es mit Regen und Wind sehr ungemütlich. Nach zwei Stunden war die Front durch, es klarte auf uns wir machten noch einen Spaziergang zum Ostseestrand.

Am nächsten Tag ging es früh weiter, denn der Wind sollte ab mittags einschlafen. Tatsächlich gab es um 11.00 Uhr schon kein Lüftchen mehr und die Maschine musste uns weiterschieben.

Während wir noch unter Segeln durch die Fahrwasserrinne vorbei am Thiessower Haken glitten, hörten wir ständig die Funksprüche eines polnischen Sicherungsschiffes. Gerufen wurde ein Segler, der wohl einem im Bau befindlichen Windpark zu nahm kam. Mangels Englischkenntnissen reagierte der Segler erst nach einer halben Stunde mit der Antwort:

What´s your problem?

Schliesslich schaltet sich die deutsche Küstenwache Bredstedt ein und vermittelt. Der Segler soll schnellstens eine Kurs von 090 Grad fahren, um nicht Mitten in die Bauarbeiten zu geraten. Endlich wieder Funkstille und ein kleines Problem gelöst.

Mönchsort

Barhöft – “Ich hau Dir den Kopp ab”

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Die Überfahrt von Rostock nach Rügen wurde eine Maschinenfahrt. Grosse Strecken mussten wir die Küste entlang motoren. Die See war spiegelglatt. Vor Hiddensee bogen wir ein in das Fahrwasser und gelangten nach Barhöft. Der Hafenmeister wies uns einen Platz zu und kassierte einen wie wir glaubten gewürfelten Betrag, der ohne Quittung in seiner Tasche verschwand. Wenigstens war das Duschen hier unbegrenzt, so dass für mich das Haarewaschen hier ideal war und für den nächsten Morgen als Programmpunkt anstand.

Axel macht eine grosse Joggingrunde entlang der Boddengewässer. Die Gegend ist eines der belebtesten Zugvogelgebiete Europas auf der Route von Sibirien zum Süden rasteten pro Saison bis zu  40000 Vögel hier. Eine Besonderheit sind die Kraniche, die hier beobachtet werden können. Der kleine Hafen lag in der Natur und nur wenige Häuser gruppierten sich um das Hafenbecken. Einge Fischerboote und Segler teilten sich das Becken mit einem Lotsenboot sowie einen modernen Versorgungsschiff für Windparks. Nach meinem Frühsport wobei ich entsetzt endeckte, dass es im Gras nur so vor Zecken wimmelte, ging es zum Duschen. Hier wurde ich unfreiwillig Zeuge des Anglerlateins der örtlichen Fischer.  Sie sassen wohl aussen vor dem Duschhaus direkt unterhalb des Fensters und tauschten sich über ihre Fangerlebnisse aus, dass einer von ihnen berichtete: „Da schnappte mir eine Möwe meinen grade gefangenen Fisch weg. Ich sagte, lass ihn los meine Liebe, sonst hau ich Dir den Kopp ab.“

Gerne hätten wir Hiddensee angelaufen, aber mussten nach weiterer Beschäftigung mit den Hafenplänen leider feststellen, dass unser Ziel zu wenig Tiefgang hatte. Mal wieder nur unter Maschine bei spiegelglattem Wasser und schwülem Sommerwetter wurde schnell umgeplant und Richtung Stralsund gelaufen. Nun mussten wir doch mit Vollgas noch voran machen, um die nächste Öffnung der Ziegelgrabenbrücke nicht zu verpassen. Vorbei an der Kulisse von Stralsund ging es durch die Brücke und in Ermangelung von Wind wollten wir nur noch bis zum nächsten Hafen. Eine im Jaich Marina in Gustow. Dies ist eine Marinakette, die sehr neue gute Anlagen betreibt und im oder am Hafen schwimmende Ferienhäuser vermietet. Ein sehr gutes Konzept. Zielgruppen sind Angler, Familien, Firmenevents.

Wir wanderten am Abend noch zum Dorf und stellten fest ausser Bäcker und Kirche sowie einigen typischen DDR mässig noch nicht renovierten Bauten war hier nicht viel los.

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Barhöft

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