In den nächsten Tagen zieht ein Tief durch. Wind von über 40 Knoten aus Nordost sind vorher gesagt. Die Temperaturen werden wohl um die acht Grad pendeln. Also wird entschieden, in einem Leehafen diese Phase abzuwettern. Die Wahl fällt auf Wiek am Wieker Bodden.
Die ersten Böen begrüssen uns bei der Anfahrt und genau zum Anleger färbt sich der Himmel schwarz, es schüttet wie aus Kübeln. Wenig später kämpft der Ofen, um die Luftfeuchtigkeit herunter zu bringen. Die Fahrradtour am nächsten Tag am Riet gesäumten Bodden führt uns nach Dranske. Hartgesottene Kitesurfer in dicken Neoprenanzügen toben sich in Wind und Wellen aus. Die Halbinsel Bug war lange militärisches Sperrgebiet und eine „Ende der Welt“ Stimmung lässt sich auch heute nicht verleugnen. Am Ortsrand stehen Plattenbauten, aber eine Charterbasis hat hier wohl einen preisgünstigen Standort gefunden.
Schnell kaufen wir noch im Supermarkt ein. Später werde ich feststellen, dass man mich über´s Ohr gehauen hat. Ich kontrollierte noch einmal den Bon, da mir der Einkauf teuer vor kam. Es gab keine Digitalanzeige und der Kassierer hat mir eine um EUR 10,- höhere Gesamtsumme genannt, als auf dem Kassenbon stand. Diesen hatte er mir zusammengefaltet gegeben und ich hatte nicht direkt auf den Bon gesehen. So falle ich auf diesen Trick herein und habe dazu gelernt. Das passiert mir nicht nochmal, schwöre ich mir. Für einen weiteren Fahrradausflug ist es zu windig. So steigen wir in den Bus um und lassen uns fahren. In Breege essen wir ein ausgezeichnetes Fischbrötchen und geniessen die Binnensee- Atmosphäre am hübschen kleinen Hafen.
Zu Fuss laufen wir nach Juliusruh durch eine urwüchsige Parkanlage mit altem Baumbestand.
Auf der Ostseeseite stemmen wir uns mit hochgezogenen Kapuzen gegen den strammen Wind.
Hübsche renovierte Reetdachhäuser bilden einen starken Kontrast zu halb zerfallenen ausrangierten Wohnwagen hinter rostigen Zäunen.
Ferienlager aus Asbestbaracken, Relikte der DDR Zeit, warten auf ihren Abriss durch einen Investor, um neuen Feriensiedlungen nach heutigem Standard zu weichen. Wir kehren der Ostsee den Rücken und wandern an wogenden Grasfeldern und Dörfchen mit Kopfsteinpflaster und Backsteinkirchen zurück. In Altenkirchen faszinieren uns alte Grabsteine aus der Mitte des 18. Jhdts. Dabei ist auch ein Obersteuermann, dessen Stein eine Windjammergravur trägt.