Reading Time: 2 minutes

Was für ein Ausblick, auf der einen Seite die Ostsee mit den auf Reede liegenden Tankern vor Skagen und im Westen die Nordsee, nach Süden grün soweit man schauen kann, rufe ich.

Wir stehen auf einer Düne der Wanderdünenkette Rabjerg Mile. Das ein Kilometer lange und ca. auch ein Kilometer breite Dünengebiet umfasst 4 Mio. Kubikmeter Sand. Im 16. Jhdt. bildete sich die bis zu 40 Meter hohen Dünen als es starke Sandverwehungen bei Rabjerg Stene an der Nordseeküste von Dänemark gab.

Der Sand ist ständig in Bewegung und wird vom vorherrschenden Westwind stetig mit ca 15 Metern pro Jahr Richtung Kattegat getrieben. Er begräbt nicht nur Wälder unter sich, sondern auch Gebäude (siehe Bericht Tilsandede Kirke).

Unbedingt wollten wir dieses Naturphänomen sehen und nutzen einen Vormittag für unseren Ausflug, denn ab 14.00 Uhr ist Regen vorhergesagt. Per Bahn geht es von Strandby nach Bunken, der nächstgelegenen Haltestelle zum Dünengebiet. Modern und praktisch lasse sich die Tickets per App buchen. Wir verlassen den Zug und finden uns  auf weiter Flur. Felder und Wald, nichts weit und breit. Nach 100 Metern geht es in den Wald. Der Wald ist urwüchsig, viele Kiefern, bald schon sandiger Boden. Der Weg wechselt zu einer Schneise mit hohem Gras. Kein Mensch weit und breit. Wir wundern uns. Sonst sind doch überall Touristen. Wir sind schon anderthalb Stunden unterwegs.

Langsam  zweifel ich, ob wir uns nicht verlaufen haben. Der Skipper checkt den Weg per GPS. „Wir sind richtig“. Plötzlich Stimmen. Ein Hund bellt. Am Weg liegt ein Shelter. Das sind Holzverschläge, die für eine Übernachtung in der freien Natur in ganz Dänemark aufgebaut sind und vorgebucht werden können. Diesen hier scheint benutzt zu werden. Wir erklimmen den ersten Aussichtspunkt und haben den freien Blick über die Baumkrone hinweg auf die erste Dünenkette.

Dann wird es anstrengend. Steil geht es weiter durch den Sand. Möglichst in alte Fusstritte, um nicht so tief einzusinken. Wir sind oben. Arbeiten und vor von Düne zu Düne. Rauf, runter und wieder rauf.

Jetzt sind auch die Touristen da. Ein Zugang im Norden führt von einem Parkplatz keine hundert Meter von der Düne entfernt über Gummimatten zum nördlichen Ende. Das kann man also auch einfacher haben. Trotzdem finden wir, dass das Erlebnis durch die quasi „Wildnis“ zur Düne zu gelangen ein anderes ist, als träge vom Autoparkplatz in wenigen Metern wie ein Schaf in der Herde hinter den Fersen des Touri Vorgängers herzulaufen und warten zu müssen, bis der Vorgänger seine Fotos im Kasten hat. Nach einer Picknickpause geht es zu Fuss zur nächsten Bahnstation nach Hulsig, während die Autos und Wohnmobile an uns vorbei brausen nach dem Motto abgehakt, zur nächsten Attraktion und Fotostopp bevor man sich ins Cafe fallen lässt. Per Rad oder zu Fuss nimmt man viele Kleinigkeiten am Wegrand war wie Pilze, Schmetterlinge, verschiedene Blütendüfte oder Tiere. Am Bahnsteig von Hulsig angekommen, sind wir zwar erschöpft aber froh dass es noch trocken geblieben ist. Der Zug bringt uns zurück nach Strandby. Im letzten Moment fällt mir ein Schild in dänischer Sprache auf, das wohl besagt, dass man einen Stopp Knopf drücken muss, damit der Zug anhält. Zufällig kommt grade die Schaffnerin vorbei und bestätigt dies. Axel drückt „Halt.“ So wären wir auf dem Hinweg fasst in Skagen gelandet, wenn nicht jemand ebenfalls an der gleichen Haltestelle ausgestiegen wäre. Glück gehabt. Kaum sind wir an Bord, da plästert der Regen auch schon los. Das ist timing.