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Am Vorabend haben wir entschieden Göteborg und den vorgelagerte Schärengarten auszulassen. Für eine Stadtbesichtigung ist es zu heiss und die Schären sind uns zu voll. Von Ferne sehen wir die Mastenwälder der Segelboote wie sie über die Felsen ragen. Bisher konnten wir die Massen umgehen und hatten viel von der Natur für uns alleine, besonders auf unseren Touren ins Inselinnere, fern ab der Küstenstrasse.

Die Windvorhersage gibt schliesslich den Ausschlag, weg von der Legerwallküste. Der Morgen meldet sich grau. Bald verschwindet die schwedische Küste am Horizont. Regenbänder ziehen durch.

Bis auf einige Kümos in der Ferne und ein Kreuzfahrtschiff der MSC Flotte kaum Schiffsverkehr. Am Abend erreichen wie Strandby. Hier sind schon einige norwegische Gastyachten versammelt. Aber es gibt noch viele freie Plätze, denn halb Strandby macht in Schweden Urlaub. Diesen Heimathafen haben wir drüben oft am Heck gesehen. Als wir eine Box einlaufen, steht dort am Steg ein regelrechtes Empfangskomitee. Grade verabschiedet sich eine vielköpfige Familie mit grossem Hallotria, Küsschen hier und da voneinander, da dreht sich ein alter Herr der Gruppe um, nimmt unser Leinen an und fragt mich jovial:“ Und alles klar, ist es so recht?“ Herzlich willkommen“. Überschwenglich empfängt er uns in seinem „Reich“. Wir haben hier die Drähte gehen die Möwen über den Steg gezogen. Das ist eine ganz besondere Konstruktion. Ich schaue auf die Drähte über meinem Kopf und nicke wohlwollend. Zufrieden verlässt er den Steg.

Strandby selbst wirkt etwas in die Jahre gekommen. Kein aufpolierter Urlaubsort, sondern ein Arbeitshafen. Grosse Fischerbecken, Fischerverarbeitungsbetriebe, Autkionshalle, Gabelstapler, Kräne. Einziger Treffpunkt für Ansässige und Touristen das Bla Cafe, ein blau gestrichener Holz-Pavillion Typ 70er Jahre aus dem es nach  einer Mischung aus Softeis und Pommesfett riecht. Hier zieht man auch das Hafenticket und kann waschen oder die Sanitäranlagen aufsuchen.

Strandby ist nicht hübsch, bietet aber einen grossen geschützten Hafen mit Hafenleben, frischen Fisch vom Feinsten, Supermarkt und hat einen Bahnhof mit Anbindung nach Fredrikshavn und Skagen. Wir richten uns auf einige Tage ein, denn böiges Schauerwetter wird erwartet.                 

Vor dem Supermarkt gibt es eine Box mit Infomaterial als praktische Alternative zum Touristenbüro. Ich lesen von endlosen weissen Sandstränden an die oft im Tang versteckte Bernsteinstücke gespült werden sollen. Den möchte ich natürlich suchen. Als ich einen hässlichen bräunlichen knubbeligen matten Stein hochhalte „ ist das wohl Berstein?“. Meint der Skipper: „Ach Quatsch, wirft das Zeug weg und beeile Dich, sonst werden wir nass.“

Am Strand von Strandby

Schnell sammele ich wenigstens noch einige gedrehte Schnecken, da fängt es auch schon an zu tröpfeln. Im Leeschutz von Werkhallen versuchen wir zurück zum Hafen zu gelangen, doch der Wind treibt den mittlerweile wolkengussartigen Regen quer. Triefend nass zurück an Bord hänge ich die nassen Plünnen unter der Kuchenbude auf, während der Skipper Waffeln bäckt, die wir mit Erdbeeren, Blaubeeren und Jogurt gemütlich im Cockpit verzehren, während draussen das Wetter seine Karten ausspielt.