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Hmmmh wirklich lecker. Salat mit Ziegenkäse, Nüssen und roter Beete, aber was für eine Portion und so frisch. Dafür hat sich das Strampeln auf den langen Anstiegen gelohnt.

Wir sitzen im Gartencafe der Säeterie Sundsby auf der Insel Mjörn. Der ehemalige Gutshof ist ein beliebtes Ausflugziel. Der heutige Besitzer, die Gemeinde, führt das Gut, das vermutlich auf das Jahr 1388 zurückgeht, weiter. Aufzeichnungen belegen die Besiedelung durch Richter und Anwälte vom 15 Jhdt an. Ehrenamtliche Mitglieder eines Vereines bauen ökologisches Gemüse an, backen, betreiben ein Cafe, den Garten und verkaufen Kunsthandwerk der Region.

Das Gemüse wird ohne künstlichen Dünger und Pflanzenschutzmittel gezogen. Was auf den Teller kommt, lässt sich vorher im Beet begutachten. Ein Teil der Innenräume kann besichtigt werden. Wir lesen in der Gutschronik: Zentrale Figur war Margarete Huitfeldt. Am 5. Ov. 1608 in Norwegen in der Nähe von Kongsberg geboren, erbete sie das Anwesen als 17 Järige von ihrer Grossmutter.

Doch erst 10 Jahre später siedelte sie nach ihrer Hochzeit mit dem dänischen Adeligen und Beamten Thomas Dyre nach Sundby über. Es war eine späte Heirat für die Verhältnisse des 17. Jhdts. Margarete bis zu ihrer Heirat unmündig und blieb es auch als Ehefrau, denn ihr Ehemann überahm die formelle Aufgabe als Gutsherr. Die Rolle der Frau war klar umrissen. Kinder gebären, den Haushalt führen und den Besitz verwalten, wenn der Mann im Krieg war. Unglücklicherweise verlor Margareta zwei ihrer drei Kinder bereits im Kindesalter. Ihr Mann starb nach 16 Jahren Ehe. Die Witwe wurde mit 43 Jahren schliesslich mündig  und konnte die Geschäfte selbst führen. Über zwanzig Jahre leitete sie das Gut. Besonders einträglich war die Austernzucht, denn bei Königen und dem Adel war der Verzehr der Weichtiere in Mode gekommen. Den letzten Willen ihres im Alter von 19 Jahren auf einer Studienreise in Montpellier verstorbenen Sohnes, Geld zu spenden für arme Jungen, damit diese die Schule besuchen konnten und eine gute Ausbildung erhielten, führte sie aus und setzte ein Testament auf, das nach ihrem Tod die Besitztümer für diese Zwecke eingesetzt werden sollten. Bis heute ist ihre Spende die zweitgrösste, die in Schweden getätigt wurde. Der Grundbesitz bestand nicht nur aus dem 104 Höfe umfassenden Gut und seinen Ländereien, sondern auch 680 Höfen, 2300 Fischerhäusern. Lagerhäusern, Grundstücken, Bootshäuser. Trotz ihres familiären traurigen Schicksals war Margareta Huitfeldt eine starke Persönlichkeit. Sie leitete quasi ein Grossunternehmen und war eine einflussreiche und bekannte Gutsherrin. Die bis heute bestehende Stiftung, ein Gymnasium und ein Platz in Göteborg sind nach ihr benannt. Interessant wie international die Verflechtungen durch Heirat, Reisen und Handel damals bereits waren und letztlich wie ähnlich Margaretas Funktion einem heute CEO genannten Manager ist trotz der offiziellen Hausfrau- und Mutterrolle. 

Unter grossen schattenspendenden Bäumen stehen Tische und Stühle verstreut. Die Ausflügler geniessen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen oder herzhafte Gerichte. Kinder tollen herum. Die Mädchen mit Strohhut und weiten Hängekleidchen. Hier wird für einen Nachmittag die heile Welt gelebt und man kann in die vergangene Zeit eintauchen. Libellen kreisen über dem verschliften See. Bunte Schmetterlinge flattern um die vielen Blüten.

Das Bild stört nur der volle Parkplatz mit an- und abfahrenden Autos. Wir haben noch einen langen Rückweg vor uns. Schwingen uns auf die Sättel und los geht es herauf und wieder herunter. Gut, dass wir eine Gangschaltung haben. Die Sonne brennt heiss und lässt uns schwitzen.  

Ein besonderes Erlebnis ist die Überquerung der drei Brücken aus dem Jahr 1960, die die Insel Tjörn mit dem Festland verbinden. Über 664 Meter führen drei Brückenteile von denen  die höchste mit ihren vier 115 Meter hohen Brückenpfeilern eine Durchfahrtshöhe von 51 m über der Wasserfläche aufweist. Es wurden 1400 Tonnen Bewehrungsstahl und 12000 Kubikmeter Beton verbaut. Die Stahlkonstruktion lieferte die ‚Krupp AG. Der Autoverkehr braust lärmend vorbei. Unter uns rauschen Motorboote durch und für uns heisst es Caps in die Hand und konzentriert nach vorne schauen. Wir selbst bewegen uns, neben und unter uns bewegt es sich. Da kann einem schon mulmig werden.

Brücke nach Tjörn

Hier würden sich Bungee oder Basejumper sicher wohl fühlen. Wir haben lieber festen Boden oder Schiffsplanken unter den Füssen. Zurück an Bord reissen wir erstmal alle Luken auf – Durchzug, ein kaltes Getränk und Füsse hochlegen.