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Am Morgen werde ich durch ein Motorgeräusch geweckt. Es ist unser Havarist, der bereits um 7.00 Uhr wieder den Hafen verlässt, ganz friedlich unter Maschine. Nach dem Frühstück bauen wir die Räder auf.

Es gibt keine Fahrradwege, also lege ich die gelbe Warnweste an. Die Sonne heizt ganz schön ein und wir sind froh um jeden schattigen Streckenabschnitt. Die ersten Steigungen bringen mich ins schwitzen. Im ersten Gang ringe ich dem Anstieg jeden Meter ab. Der Skipper ist besser trainiert und schon weit voraus. Hilft nichts, dran bleiben. Wo es rauf geht, geht es auch wieder runter. Entspannter geht es auf dem gepflegten weitläufigen Golfplatz zu, der bald in Sicht kommt. Perfekt in weiss gekleidet wird hier eingelocht. Gleich daneben liegt die Morlanda Kirke. Ursprünglich als Wehrkirche errichtet wird die Kirche bereits in einer Schrift aus dem Jahre 1308, die heute im Kopenhagener Reichsarchiv aufbewahrt wird,  erwähnt. In der Kirche steht eine Standuhr wie sie sonst eigentlich eher in einem Wohnzimmer zu finden ist.

Die Uhr soll von einem gestrandeten Schiff geborgen worden sein. Eigentlich bin ich kein Kirchenfan, doch hier fasziniert mich die Geschichte, die zeigt wie international die Verflechtungen im 17. bis 19. Jhdt in Europa schon waren. Zuständig für den Bau und Unterhalt der Kirche war die dänische Gutsherrnfamilie Bildt, denn Teile Schwedens gehörten zu Dänemark. Der barocke Altaraufsatz wurde um 1700 vom Holzschnitzer Marcus Jäger aus Stralsund geschnitzt. Die Orgel wurde vom flämischen Orgelbauer Hans Brebos im Jahr 1604 fertiggestellt. 1715 umfangreich umgebaut vom Orgelbauer Elias Wittig, der aus dem schlesischen Lignitz stammte, das heute in Südwestpolen liegt. Genug Kultur für heute. Hinter einer flachen sandigen Bucht folgen wir dem Abzweig ins Inselinnere.

Während auf der Küstenstrasse starker Autoverkehr herrscht ist es nun angenehm ruhig. Nach einem sehr steilen Aufstieg werden wir mit Ruhe, Abgeschiedenheit und wechselnden Landschaften belohnt. Fjordarme bedeckt mit Seerosen schlängeln sich entlang üppig bewachsener Felsufer, weiten sich zu ruhigen Seen.

Oft stehen wilde Sauerkirschbäume am Weg. Doch die Früchte sind noch nicht reif. Dichter Wald wird von Lichtungen unterbrochen. Drei schwarze Raben machen sich krächzend über einen Kadaver her. Es war ein Reh. Der Brustkorb ist freigelegt. Die letzen Fleischstreifen werden von den Aasfressern gierig abgepickt. Wenig später kreuzen zwei Rehe die Strasse. Wir staunen über die weiten Weideflächen und Äcker. Versprengt liegen bunte Höfe in der Ferne.

In Tegneby gönnen wir uns ein Eis von der Tankstelle zur Abkühlung bei dem heissen Wetter während ein LKW Fahrer sich eine Bockwurst mit Senf holt. Die Tankstelle liegt an der Nationalstrasse, Liefer- und Urlaubsverkehr brausen unablässig vorbei. Zum Glück queren wir die Trasse nur und  auf einer Nebenstrecke geht es weiter. Die nächste Kirche in Lunden trägt ein Steuerrad auf der Turmspitze.

Wenig später rollen wir bergab nach Nösund. Ein kleiner Ferienort mit Badehotel und Kinder-Segelschule. Eine Gruppe Laserjollen segelt auf dem Fjord. Drei Kinder toben in einem aufgetakelten Optimisten, der auf einer Wiese liegt. Nösund liegt an der Boviks Kile und das Gewässer ist eine Sackgasse, daher gibt es hier nicht den üblichen Wassersport-Durchgangsverkehr. Die Stille und Beschaulichkeit ist wohltuend. Wir sind dankbar, dass es noch Orte gibt die vom Massentourismus verschont bleiben.

Nach einem Picknick geht es zurück nach Ellös mit vielen weiteren  Steigungen und Abfahrten. Und immer wieder liegt ein Kirschbaum am Weg.