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Bis zum Mittag hat sich der Nordwind gehalten, dann dreht er auf Süd. So brechen wir ab und landen in Stavern. Ein sehr malerischer Ort, der mit einer vorgelagerten Festungsinsel Ausflügler anzieht. An einer grossen norwegischen Bavaria aus Bodö gehen wir ins Päckchen.

Norwegischer Rettungskreuzer

Beim Nachbarn ist Gross Reinemachen angesagt. An Deck stehen grossen Kanister mit Reinigungsmitteln, den Aufklebern nach zu urteilen ätzendes Zeug. Polster liegen an Deck und später riecht es aus dem Schiffsinneren nach scharfen Putzmitteln. Noch wissen wir nicht, dass auch wir uns mit Reinigungsmassnahmen beschäftigen werden müssen, wenn auch anderer Art. Beschwingt durch die quirlige Umgebung geht es zum Einkaufen. Der Urlaubsort brummt.

Es ist Hochsaison an Land und auf dem Wasser. Wo man glaubte das Bootspäckchen und der Hafen wäre an der Kapazitätsgrenze angelangt, da irrte man – es geht immer noch einer ran. Im Sjektekanalen liegen mindestens dreissig historische Holzkähne in Klinkerbauweise.

Ich zahle im Hafenbüro bei einem Kaugummi kauenden gelangweilten jungen Mädchen, das kaum von ihrem Mobiltelefon aufblickt. Gnädigerweise wechselt sie mir noch Münzgeld für die Waschmaschine. Bevor wir die historische Festungsanlage erkunden möchte ich noch schnell die Wäsche erledigen. Aus schnell wird nichts. Oder doch, denn schnell ist die Waschmaschine fertig mit unserer Wäsche. Ganze vier Minuten hat die durchgehalten. Dann muss ich zig mal hinlaufen und nach justieren, immer wieder eine Fehlermeldung. Meckern bei dem flappigen Teenager-Hafenpersonal hat sowieso keinen Zweck. Entnervt sacke ich die klätschnasse und klebrige Wäsche wieder ein. Das Waschpulver ist noch drin. Zu zweit geht es dann per Hand weiter. Spülen, wringen, spülen, wringen. Der Nachmittag ist damit ausgefüllt. Zurück an Bord haben wir zwei Nachbarlieger aussen dazu bekommen. Ich bekomme einen Schreck, als ich vom Bücken an der Reling hinter einem grade aufgehangenen T-Shirt hochschaue und unmittelbar vor mir eine wollige, schwarze Hundeschnauze habe. Neugierig und freudig wedelnd schaut mich ein schwarzer Riesenpudel an. Mit einem tierischen Crewmitglied habe ich nicht gerechnet. Zum Glück ist der pelzige Geselle freundlich gesinnt.

Abends geht es dann doch noch zur Fredrikswerft Anlage. Lagerhäuser, Wallgräben alles aus dem Jahr 1750 zeugt von der maritimen Vergangenheit deren dänischer Einfluss an der Architektur erkennbar ist. Gehörte doch Norwegen einst zum dänischen Königreich. So heiss der Tag war, so kühl wird die Nacht. Da kommt sogar die Daunendecke wieder zum Vorschein. Der Nordwind ist stärker geworden und sorgt dafür dass die Schiffe aneinanderwalken. Lange noch liege ich wach und ringe mit mir, ob ich aus der Koje steige und versuche, dass nervige Quietschen der Fender zu beseitigen. Doch der Gedanke an die ungemütliche Kälte hält mich von dem Vorhaben ab und irgendwann finde ich doch in den Schlaf.