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Wir bauen die Fahrräder auf und schon geht es zur City. Es ist heiss aber windig. Vorbei am Fähranleger der Colorline. Aus der geöffneten Bugklappe fährt ein Fahrzeug nach dem anderen und die Fussgängerbrücke spukt eine nicht enden wollende Menschenschlange aus.

Das Eingangstor für den von See kommenden Touristen zur Stadt ist das auf dem ehemaligen Werftgelände in der Hafenbucht Pipervika entstandene Viertel Aker Brygge – vergleichbar mit der neuen Hamburger Hafencity. Wohn- und Bürogebäude in futuristischer Glas- und Stahlarchitektur unterbrochen durch brückenüberspannte Stichkanäle  beherbergen im Erdgeschoss Boutiquen, Pubs, Restaurants, Fitnessclubs. Die Uferpromenade lädt mit vielen Skulpturen unterschiedlichen Sitz- und Liegegelegenheiten, Bepflanzungen zum Verweilen ein. Streetfood in alten Citroen oder VW Bus und Restaurants auf ausrangierten Fischkuttern oder Fähren, Stände mit Eis und Zuckerwatte. Belgischen Waffeln sind nur einige der vielfältigen Möglichkeiten und Geschmacksrichtungen, die hier geboten werden.

Vorbei an den klobigen Doppeltürmen des Osloer Rathauses aus dem Jahr 1950 geht es an Heerscharen von Touristen aus unterschiedlichen Volksgruppen, die meisten mit der Kameralinse vor dem Gesicht Richtung Opernhaus. Der riesige weisse Komplex mit seiner ultramodernen Form und den viele Schrägen kann über selbige bis zum Dach erklommen werden. Auch hier wimmelt es von Touristen.

Bevor wir die Bucht Bjorvika umradeln, gibt es eine Stärkung in der Markthalle von Vippetangen.

Wir bestaunen die Grossbaustelle des neuen Munchmuseums. Dann stellen wir fest, dass die Lebensqualität hier wirklich sehr hoch ist.

Bau des neuen Munch Museums

Der Sorenga Seewasserpool mit Kneipptreppen, verschiedenen Becken, Springtürmen und Liegeflächen kann wie vieles andere im Stadtbild auch kostenlos genutzt werden. Abgesehen davon, dass es nahezu überall gepflegt und sauber ist.

Nach 9,5 km Hafenpromenade die vorbildlich durch Fussgänger und daneben liegendem Fahrradweg erkundet werden können, geht es hinter dem Containerterminal steil herauf zum Ekeberg. Hoch oben thront in architektonischer Strenge des letzten Jahrhunderts die Seefahrtschule. Nach anstrengendem Schieben werden wir im Ekebergpark mit einem grandiosen Rundumblick über Oslo und die umliegende Fjordlandschaft belohnt.

Blick über Oslo vom Ekeberg
Aussichtsplatform Ekeberg Oslo

Auch hier wieder Kunst zum Anfassen oder interaktiven Erleben wie eine in den Fels eingebaute Installation mit Bildschirmen über die Gesichter flimmern, die für uns unverständliche Laute von sich geben.  

Videowand Installation im Ekeberg

Im starken Kontrast zum poshen Viertel Akkerbrygge steht das Wohnviertel Gamlebyen und Gronland, dass uns mit den geduckten grau verputzten Häuschen, die am Steilhang kleben, stark an die Essener Kruppsiedlung erinnert.

Zurück im Zentrum kommen wir per Zufall am grössten islamischen Zentrum des Nordens vorbei. Ein Viertel in dem anscheinend nur Farbige und muslimische Bevölkerung lebt. Die Männer tragen typische nordafrikanische Gewänder mit langen Kaftanen über Dreiviertelhosen, die Frauen Schleier oder bunte kunstvoll geknotete Tücher. Kaum haben wir eine Stadt so vielfältig erlebt wie Oslo. Besonders das friedliche Miteinander der Kulturen, die Freundlichkeit der Bewohner gegenüber Fremden und das unaufgeregte Nebeneinander von Autos, Rädern, Fussgängern und vor allem der Vielzahl von Elektrorollern, die kreuz und quer umherflitzen mit ein oder zwei stehenden Personen am Lenker, beeindruckt. Ohne die vielen belehrenden Schilder scheint das Miteinander hier zu funktionieren, indem der Staat mehr auf Eigenverantwortung seiner Bürger setzt.