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Der Haldenkanal ist der älteste von zwei Kanälen in Norwegen. Er erstreckt sich von Skulerud im Norden bis Tistedal über 80 km Länge und ist von Sportbooten befahrbar. Erbaut in den Jahren 1852 bis 1860 ermöglichte er den Holztransport von den grossen norwegischen und schwedischen Wäldern im Norden zu der holzverarbeitenden Industrie in Halden. Die Flösserei endet im Jahr 1982.

Schleusentreppe bei Brekke

Heute ist der Kanal besonders aufgrund seiner Schleusentreppen von denen die höchste bei Brekke einen Hub von 26,6 Metern hat und der unberührte Natur  ein beliebtes Ausflugsziel. Historische Dampfer fahren die Route von Stromfoss bis Tistedal. Die Schleusen sind für Boote mit den max. Abmessungen 24m Länge, 6 m Breite und 1,5 Meter Tiefgang schiffbar. In Halden gibt es Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben Sportboote in Halden aus dem Wasser zu heben und die ca 5 km über Land bis nach Tistedal zu transportieren, um sie dort wieder einzusetzen. Damit erschliesst sich für Motorbootfahrer ein interessantes Revier, denn der Iddefjord verbindet Halden mit dem Skagerrak. Über den Haldenkanal kann ein Viadukt erreicht werden, dass die Fahrroute nach Schweden zum Väner See und damit Götakanal  zum bottnischen Meerbusen ermöglicht. Unser „Törnziel“ per pedes ist heute Brekke. Am Morgen spekulieren wir, ob die Strecke machbar ist. Erhebliche Steigungen, stark befahrene Nationalstrasse, keine Fahrradwege liegen ca. 12 km vor uns. Aber wir wollen unbedingt die grosse Schleusentreppe sehen! Also in den Sattel und los geht die Fahrt. Es ist heiss, doch Bäume spenden Schatten.  Zunächst haben wir  Glück entlag der Tista gibt es einen Radweg. Dann zweigen wir ab und es geht schiebend über eine kaum befahrene Anliegerstrasse oft dicht vorbei am Fluss, der hier mit starker Strömung die Berge herunterrauscht über die Felsen. Verständlich, dass hier kein Frizeitskipper schippern kann. Weiss brodelt das Wasser an uns vorbei. Genau diese Wasserkraft macht sich Norwegen zur Engeriegewinnung zu nutze.

Alte Industrieanlagen aus dem letzten Jahrhundert stehen am Ufer. Eine riesige Anlage mit türkis-weissen Silos verarbeitet Holz zu Spänen. Gigantische Holzlager werden mit riesigen Sprengern feucht gehalten. Ab Tistedal wird die Landschaft beschaulicher und wir kehren zur Nationalstrasse zurück, die hier aber nicht mehr so stark befahren ist. Nur noch Landschaft so weit das Auge reicht. Das ist das grenzenlose Norwegen wie man es sich vorstellt. Seen eingebetet in Wälder.

Plötzlich ein See mit Seerosen, dann geht es über eine Sandpiste durch den Wald. Flechten hängen wie Bärte von den Bäumen. Ein Traktor zieht eine Harke hinter sich her und bereinigt Schlaglöcher. Erst jetzt wird die Zufahrt für den Sommerbetrieb aufgeräumt.

Auf den Touristenansturm muss die Schleusentreppe aber noch warten. Ausser uns sind hier nur ein deutsches Paar per Motorrad und ein norwegischer Vater mit seiner Tochter per Jeep angekommen. Wir lassen uns an einem Holztisch nieder, nachdem wir alle Schleusenkammern besichtigt haben. Absolute Ruhe umgibt uns.

Nach einer stärkenden Brotzeit und einem Sonnenbad, geht es wieder nach Halden zurück. Ab Tistedal brauchen wir nicht einmal zu treten, sondern sausen bergab.