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Der Starkwind hat sich gelegt und bei schönstem Sommerwetter tuckern wir aus dem Schärengürtel. Karge Felsen bilden einen Irrgarten aus Stein und Wasser. Ab und zu strudelt es und verrät die knapp unter der Wasseroberfläche sitzenden Untiefen.

Ausblick über den Schärengürtel Hunnebostrand

Endlich auf freiem Wasser können wir segeln. Wir kommen trotz der leichten Brise gut voran. Ziel sind die Kosterinseln. Ein Nationalpark und Schutzgebiet für Seehunde, Vögel und mit sechshundert verschiedenen Pflanzenarten, die nur auf den Koster Inseln wachsen ein Eldorado für Botaniker. Für die Nacht planen wir gegenüber der Inselgruppe auf der Festlandseite zu ankern, um am nächsten Morgen rechtzeitig einen Liegeplatz im Sund zwischen Nord- und Sydkoster zu belegen, denn für die Norweger aus Oslo liegt die Inselgruppe quasi vor der Haustür und es kann voll werden.

Segel bergen und unter Maschine vorwärts. Zum Ankern eignet sich Sand oder Schlammboden am besten. Steiniges Geröll sollte man besser meiden. Der Skipper schaltet am Plotter das Sonar zu und begibt sich zum Bug, um den Anker zu klarieren, nachdem er mir Anweisungen für den Kurs gegeben hat. Vorsichtig tasten wir uns Richtung Uferlinie. Das Sonar zeigt die Bodenkontur perfekt an. Plötzlich steigt die Bodenlinie steil an. Wie gebannt starre ich auf die Anzeige, dann auf das Echolot und erschrecke: 1,7m, da schreit der Skipper auch schon Maschine voll zurück. Erst jetzt reagiere ich. Aufstoppen und Rückwärtsgang einlegen. Das ist nochmal gut gegangen. Die Farben des Sonar haben mich so gefesselt, dass ich fasziniert wie eingefroren war. Schliesslich liegen wir auf 11 Meter Wassertiefe in grösserer Entfernung zum Ufer. Ein zweiter Segler läuft später in die Bucht und dampft zügig Richtung Strand. Es scheint als wolle er das Schiff aufs Land setzen.

Ankerbucht bei Saltö

Am nächsten Morgen hat der Wind gedreht. Nun hat sich die Position bezahlt gemacht, denn unser Nachzügler muss verholen. Wir geniessen die Ruhe der Bucht. Das  Wasser ist tiefschwarz und kein Grund zu sehen. Dafür treiben Teufelsquallen mit langen Tentakeln herum. Die Natur ist hier wilder, schroffer, unnahbarer. Bald verlassen wir Schweden,  ein Paradies für Segler. Grob gesagt jeder sechste Schwede besitzt ein Boot. Das schwedische statistische Zentralamt beziffert die schwedische Festlandsküste mit 11.500 km Länge. Dazu kommen 31.000 km Küstenlinie der Inseln. Das Festland kommt auf 95.700 Seen von mindestens einem Hektar Fläche und 1000 Kanälen, die meist die Seen verbinden. Der bekannteste ist wohl der Götakanal, der Göteborg mit Stockholm und damit die westliche Ostsee mit dem bottnischen Meerbusen verbindet. Heute hauptsächlich touristisch genutzt, diente dieser Transportweg früher als Verkehrsadern für Holz, Steine und viele andere Waren.