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Skagens puslierendes Herzstück ist der Hafen.

Nicht nur industrielle Nutzung durch Fischfang- und Verarbeitung sondern auch Anlaufpunkt für Durchreisende oder einfach als Endpunkt eines Segeltörns ist Skagen ein beliebter Anlaufhafen.

Von Norden, Osten und Süden strömen deutsche, dänische, schwedische und norwegische Crews herein, mischen sich in den Lokalitäten der alten Packhäuser mit dem Landvolk. Sehen und gesehen werden, feiern, lachen, trinken, essen. Manch angetrunkene Mitglieder vieler reiner Herren Crews versucht pfeifend das vorbei flanierende weibliche Geschlecht zum Anbändeln an Bord zu bewegen.

Fidelnde Crew

Abends wird die Stimmung ausgelassen, wenn der Alkoholpedel steigt. Die örtlichen Händler freuts. Ganze Paletten Bier und Weinkisten werden nachmittags Richtung Schiff getragen. Am Morgen wandern die gleichen Gesichter mit leeren Verpackungen zum Müllcontainer. Zum Glück konnten wir am ersten Morgen in Skagen ausschlafen entgegen den vollmundigen Ausführungen unseres Nachbarliegers. Ob es die Seeluft war oder das Bier, vor zehn Uhr kamen die Boys dann doch nicht los. Nachdem wir endlich umrangieren konnten, geht es mit den Rädern auf Besichtigungstour:

Vom kriegerischen Schakal zum friedlichen Sandwurm

Am Grenen, dem nördlichsten Zipfel Dänemarks treffen Ost- und Nordsee aufeinander. Heidelandschaft. Dünen und ein schier endlos breiter feinsandiger Strand bilden die Landschaft. Heute ist Bilderbuchwetter. Der leichte Wind kühlt angenehm und das sonnige Wetter trägt zu einer heiteren Stimmung mit kleinen niedrigen leichten Kräuselwellen bei.

Die Besucher krempeln die Hosen hoch und viele posieren für das obligatorische Foto: ein Fuss in der Nordsee, der andere in der Ostsee. Zu anderer Jahreszeit oder stürmischen Wetterbedingungen ist das zwar flache aber von Strömungen umstrudelte Kap für die Schiffahrt eine gefürchtete Ecke. Davon zeugen die vielen Wracks, die sich über die Jahre hier angesammelt haben. Wir erfreuen uns am klaren Wasser und dem sauberen Sandstrand, der sich optisch ins Unendliche zu verlieren scheint. Die Touristenmenge hält sich in Grenzen. Wer faul ist oder nicht mehr gut zu Fuss, kann sich vom „Sandorme“, eine Wagonwagen der von einem Traktor gezogen wird, befördern lassen.   

Sandorme Truck

Der Grenen ist nicht nur eine beeindruckende Landschaftsecke, sondern ist auch gleichzeitig für Europa ein strategisch wichtiger Punkt. Dem Besucher wird dies sichtbar durch eine weisse Kugel, die einem Golfball ähnelt. Sie verdeckt einen Radarschirm, der täglich rund um die Uhr den Luftraum über Dänemark überwacht und sicherstellt, dass keine unangemeldeten Überflüge erfolgen. Diese Überwachungsaufgabe teilt sich der hiesige Turm mit zwei anderen Standorten, einer in Almindingen (Südjütland) und der weitere auf Bornholm. Die erste Radarstation in Skagen erbaute 1942 die deutsche Luftwaffe und gab ihr den Tarnnamen „Schakal“. Das Skagerrak war ein wichtiger Versorgungsweg nach Norwegen. Etliche Bunker sind bis heute am Strand erhalten.   

Tilsandede Kirke

Die versandete  Kirche, ehemalige Pfarrkirche von Skagen steht seid 1903 unter Denkmalschutz. Anfang des 15. Jhdts errichtet wurde die Kirche 1795 stillgelegt, nachdem sich die Pfarrgemeinde bereits den Weg zur Eingangstür für den sonntäglichen Kirchgang freischaufeln musste. Im Gebiet von Raberg Mile bewegt sich die Wanderdüne 15 bis 20 Meter pro Jahr nach Osten und hinterlässt eine sandgestrahlte Steinwüste. Der Sand liegt heute 4-5 Meter über dem Fussboden der Kirche. Die Heidelandschaft und früher künstlich angelegten Waldgebiete – hier Klitplantage genannt – um der Sandflucht entgegenzuwirken sind ein herrliches Erholungsgebiet und Lebensbereich vieler Tiere. Zwei grössere Raubvögel fliegen auf und suchen in weitem Abstand einen neuen Landeplatz. Ein Reh grast ungestört und lässt sich auch von Mopeds nicht aus der Ruhe bringen. Moose, Farne, Flechten, Gräser und blühende Heckenrosen wechseln sich auf den ausgedehnten Heideflächen ab. Der Himmel bietet dem Betrachter stets eine eindrucksvolle Kulisse. Das Licht ist anders, eben besonders.

Wippefyr

Abends beobachten wir den Sonnenuntergang vom Hügel des Wippefyrs. Einem Leuchtfeuer für die Schiffahrt, das Erste seiner Art in Dänemark. 1627 wurde es erreichtet. Um vorbeifahrende Schiffe vor dem Riff zu warnen. Das Wippefyr hat einen ansenkbaren Feuerkorb, der mit Brennbarem gefüllt angezündet wird. Mittels eines Gegengewichtes wird der Korb soweit angehoben, das man ihn von See aus sehen kann. Der heutige Nachbau aus dem Jahr 1958 wird nur noch zur Freude der Besucher des Johannisfestes (Midsommer) angezündet.

Skagener Schule

Wir wollen Skagen nicht den Rücken kehren, ohne die berühmten Gemälde der Skagener Maler gesehen zu haben. Das Skagen Museum beherbergt die Werke der Künstler P.S. Kroyer, Anna und Michael Anchers sowie einiger anderer Mitglieder der Skagener Schule. Beim Betrachten stellen wir fest, dass die Maler die besonderen Lichtverhältnisse naturgetreu eingefangen haben. Von den Bildern mit ihrer Detailgenauigkeit geht eine besondere Faszination aus. Sie nehmen den Betrachter mit in die Zeit des 19. Jdhts. Infotafeln erklären die Bildentstehung, Komposition und gegen Auskunft über das Leben der Maler. Hat sich Skagen auch verändert in den letzten 100 Jahren, so ist das besondere Licht als Quelle der Inspiration geblieben. Wir sind froh, dass wir die Intensität der Natur hier erleben können.

Eindrücke vom sommerlichen Skagen