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„Dir nimm ich mal diese Broschüren weg“ schimpft der Skipper. Was Du da wieder ausgesucht hast. Hier kommen wir nicht weiter.

Rast in Dokkedal

Sackgasse, nichts als Felder, Wald und hohes Gras wo Zecken drin sitzen. „Dann lass wieder zur Hauptstrasse zurück, antworte ich kleinlaut. Das Lille Vildmose, die grösste Moor- und Heidefläche im Norden Europas mit bis zu 5 Meter hohen Torfschichten erreichen wir nicht. Zu Fuss ist es doch zu weit. Gestartet waren wir von Hals am Morgen, haben mit der Fähre übergesetzt ans südliche Ufer und bereits 10 km Fussmarsch zurückgelegt.

Die Sonne sticht, die Füsse schmerzen. Die Entscheidung trotzdem für den Rückweg nicht drei Stunden auf den Bus zu warten, war richtig – er fuhr nämlich nicht. Mittlerweile hat es aufgebrist. In Regenkleidung ziehen wir die Kaputzen enger und treten die kurze ruppige Rückfahrt über den Limfjord an. Zu unserem Erstaunen ziehen auch grosse Kümos im Fahrwasser vorbei. Mit gebieterischer Handbewegung dirigiert der Bootsmann zuerst die Autos, dann uns als einzige Fussgänger von Bord. Im Yachthafen tanzen die Boote im Schwell. Jetzt schnell unter die Kuchenbude und die Beine hochlegen. Hals selbst bietet an touristischen Sehenswürdigkeiten neben der Hafenatmosphäre die Verteidigungsstellung Skansen und das Walfischgebiss. Nachdem ein LKW Fahrer letzteres im Jahr 1953 das Relikt aus dem Jahr 1868 angefahren hat, wurde es ausgetauscht. Norwegische Walfänger hätten dem Ort einen neuen Kiefer geschenkt. Jedenfalls ist der heute aufgestellte Knochen kein echter Knochen mehr, sondern nur noch eine praktische gegen Verwitterung widerstandsfähige Kopie aus Polyester.

Neben Meny, Aldi und Superbrugsen gibt es eigentümliche Secondhand und Trödelläden sowie zwei Kunstgalerien. Als ich bei einer zum Fenster hereinschaue winkt eine Asiatin einladend von innen. Bei dem einsetzenden Regen, kommt dies grade recht. Der Inhaber Bjarne empfängt uns herzlich und führt uns herum. In einem danglish Mischmasch erläutert er uns enthusiastisch seine Werke. Die Bilder sind auf selbsterstelltem Papyrus gemalt und in runden Eisenstabgestellen als Rahmen verspannt. Er dreht ein Bild um und erklärt, dass Aufdoppelungen mit Kükenfedern gefüllt hinten angebracht sind, um den Bildern Luft zu geben. Wir nicken. Er schwelgt in seinen Interpretationen von Kuckucks, Wikingern, Bäumen und Gefechten. Zur Zeit als Norwegen zu Dänemark gehörte und die mächtigen dänischen Wikingerkönige die Gegend hier beherrschten habe der eine König den anderen eingeladen, um ihm dann den Kopf abzuhauen. Dann habe widerum ein dritter König den Königsmörder enthauptet und so fort und so fort. Wir versuchen den höflichen Abgang nicht ohne noch zu erfahren wie berühmt die Galerie sei. Werke wurden auf der Bienale in Florenz und auf Ausstellungen in New York gezeigt. Das war genug Kultur für heute und so wenden wir uns wieder praktischeren Dingen zu. Einkaufen, aufklarieren, kochen, und natürlich das Wichtigste unterwegs: Wetter checken.