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Am nächsten Morgen wache ich  schon um 5.00 Uhr mit einem leichten Brummschädel auf, denn der Schreck des Vortages steckt mir noch in den Gliedern. Ein kräftiges Gewitter zieht durch.

Sonnenaufgang über dem Grossen Belt

Eine richtige Ferienstimmung kann sich nicht einstellen. Später diskutieren wir uns zu verholen, denn die Bedrohung, dass uns an diesem Platz entweder die ablegende Bavaria oder jemand anderes ins Heck fährt, ist gross. Andererseits haben wir noch Vorsaison und die Charterer scheinen sich auf einen Hafentag mit Landausflug einzurichten. Axel zieht sich um zum Joggen und ich möchte schwimmen gehen. Im Neopren steige ich die Badetreppe herunter. Das Wasser ist glasklar. Das Schwimmvergnügen beschränkt sich auf wenige Sekunden. Leider habe ich keine Füsslinge und so sticht das eisige Wasser wie mit tausend Nadeln. Die Füsse schmerzen als würden sie gleich zerspringen. Wie ein geölter Blitz bin ich wieder aus dem Wasser. Und das in Ufernähe im flachen Wasser. Mein Resumee: über Bord fallen darf man nicht!

Ich erkunde die nähere Umgebung und bin grade wieder an Bord zurück, als Axel mit blutenden  Knien am Steg erscheint. „ Ich bin gestürzt.“

Stolperfalle Rostflock in Tarnfarbe (Grössenvergl 0.5l Flasche)

Es sieht böse aus und er hat starke Schmerzen. Da er noch eine weite Strecke vom anderen Inselende zurückgehen musste, wurden die Wunden weiter strapaziert. Schnell renne ich zum Fischerhafen und treffe zufällig auf den Traktormann. Er ist der Chauffeur für eine touristische Traktor Rundfahrt. Ich erkläre ihm die Situation und frage nach einem Arzt auf der Insel. Er telefoniert herum. Schliesslich will er Axel sehen und folgt mir an Bord. Plötzlich kommt von See eine kleinere Fähre in den Hafen geprescht. Der Kapitän kommt im Laufschritt um das Hafenbecken geeilt und zu uns an Bord. Er will Axel zum Festland bringen. Dort stünde ein Rettungswagen bereit. Doch Axel entscheidet sich zunächst abzuwarten, da die zusätzliche Bewegung zu weiterer Blutung führt. Die tiefere Wunde kann durch die Belastung nicht gerinnen. Wenig später kommt die örtliche Krankenschwester mit einer Plastiktüte auf den Steg. Blondes Haar zum Pferdeschwanz gebunden und von kräftiger Statur mit einem rosigen sonnengebräunten Gesicht aus dem blinzelnd die blauen Augen schauen. Sie ist der nordische Typ wie man ihn sich als Wikingerbraut in den Heldensagen von Edda und Thor vorstellt. Die Ärmel des türkisen Fleece Pullovers hat sie bereits hochgekrempelt, doch dann stutzt sie. Was da rauf. Energisch schüttelt sie den Kopf, nej, nej, nej.  Ich helfe Axel von Bord und die Behandlung findet auf einer Bank am Ufer statt. Fix prüft sie die Wunde und beruhigt uns, dass nichts genäht werden muss. „ Mut je kräftig scrubben. Viel Wasser und Seife, scrubben, scrubben, scrubben.” Der Dreck muss ab. Axel duscht, aber das Abschrubben mit Seife verkneift er sich. Glücklicherweise hilft die Ruhigstellung in den nächsten Stunden, so dass die Heilung einsetzen kann. Trotzdem beschliessen wir nach einem Ruhetag Korsör anzulaufen, um dort, falls notwendig, eine Krankenhaus in der Nähe zu haben.  Die dänischen Inselbewohner waren alles sehr hilfsbereit und freundlich. Der Rest des Tages bleibt zur Abwechslung mal ruhig.