Fietsen am Festungsring

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Huizen

„Kann ik je helpen?“, fragt der joviale Endsechziger. Verdutzt drehe ich mich um und blicke in das sonnengebräunte lächelnde Gesicht mit runder roter Hornbrille umrahmt vom blonden vollen Haar. In Poloshirt und Bermuda ist der gepflegt wirkende Herr auf Socken aus seiner Garageneinfahrt gelaufen.

Wir machten auf ihn wohl einen orientierungslosen Eindruck, da wir vor seiner Einfahrt standen und nach dem richtigen Weg gesucht hatten. Ich antworte: „ Wir suchen den Gooischen Radwanderweg.“ Fragend legt er den Kopf schräg und runzelt die Stirn. „Ja wir wollen Richtung Naarden, setze ich nach. „Aaaahhhh, Choi“. Alles klar „G“ wird hier Ch gesprochen. Wir drehen die Räder und radeln weiter. Huizen ist ein ehemaliges kleines altes Fischerdorf am Randmeer. Im alten Stil wurde ein Hotelkomplex mit Wellness-Spa direkt am Yachthafen errichtet und behutsam in die Landschaft eingefügt. Nur knapp 30 km von Amsterdam entfernt liegen die Ausläufer der Hilversumer Heide. Bizarre Kiefernbäume zieren die Heidelandschaft und gehen in schattige Mischwälder über. Eingebettet in Parks und Waldlandschaft fügen sich grosszügige Anwesen. Versteckt hinter den Bäumen liegen die architektonisch viel mit Rietdach bestückten Häuser. Seen und Kanäle gehören hier wie selbstverständlich zum Grundstücksbestand.

Weesp

Von Muiden aus erkunden wir den sogenannten Wassergarten Hollands, das Umland des idyllischen Flusses Vecht und die Küste des Randmeeres, dass wir aufgrund der niedrigen Brückenhöhe nicht befahren können. Die Vecht entspringt in Utrecht und mündet bei Muiden ins Ijsselmeer. Der Fluss schlängelt sich durch grünes Weideland. Die Ufer säumen Hausboote, Werften, kleine Städtchen. Der Wasserwanderer aber auch der Radwanderer vom Ufer aus hat ein schier endlos wirkendes Geflecht von Kanälen, Brücken, Wegen zur Auswahl. Trauerweiden, Weidevieh, Windmühlen, alle Klischees werden hier bedient. Es ist eine einzige Augenweide. Wir erkunden Weesp und radeln über Brücken, kopfsteingepflasterte schmale Gassen. Kaum eine Perspektive, die nicht den Blick aufs Wasser lenkt.

In Weesp wird noch der klassiche Klompen vom Brückenwärter geschwungen, um Durchfahrtsgeld zu kassieren. In meiner Kindheit war dies in Holland vielerorts üblich. In den Holzschuh wanderte damals 0,50 Gulden. Heute sind es drei Euro. Nach einem Picknick sind wir gut gestärkt und treten den Rückweg nach Muiden entlang des Amsterdam Rijn Kanals an.

Schnurgrade von Bäumen gesäumt zieht sich der vielbefahrene Kanal durchs Land. Breite Radwege führen an Schnellstrassen vorbei und über riesige Brücken.

Industrieterrein wechselt mit Naturgebieten. Grasende Schafe liegen träge wiederkäuend direkt am oder auf dem Radweg.

Naarden

 

Neben Muiden und Weesp gehört auch Naarden zum Befestigungsring um Amsterdam. Es ist das Land der Forts. Die Stellung von Amsterdam und die neue holländische Wasserlinie waren wichtige Verteidigungslinien zum Schutz Amsterdams. Zu ihnen gehört auch das im Ijmeer auf der ehemaligen Sandbank Pampus erbaute Fort Pampus. Das Muider Fort wurde 1874-77 erbaut und wurde vom niederländischen Militär bis 1973 benutzt. Naarden ist eine komplett von Festungswällen (3,5 km) und Wassergräben sternförmig umschlossene Stadt. Rathaus, Festungsanlagen, Bastionen, Torhäuser, Magazine sind bis heute erhalten. Durch einen Torbogen geht es in die „Vesting Naarden“. Die Grote Kerk, Sankt Vitus geweiht, erbaut zwischen 1380 und 1440 beeindruckt mit ihrer hohen hölzernen bemalten Decke.

Wir besichtigen noch das 1601 erbaute Rathaus im Renaissance Stil.

Ob Wohnhäuser, Geschäftslokale oder Kleingewerbe, alle Flächen sind behutsam restauriert und bewahren den Stil der vergangenen Jahrhunderte. Immer wieder bemerken wir wie innovativ hier Ökonomie mit Ökologie verwoben wird. Nach einer leckeren Kaffeepause geht es zurück nach Muiden.

Nicht ohne den Sinnspruch des Tages in Form einer Postkarte mitzunehmen: Samen sneller duurzaam – Zusammen schneller nachhaltig.