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Den Oever, ehemals ein einsamer Aussenposten am Abschlussdeich des Ijsselmeers soll sich gemausert haben. Wir waren vor über 30 Jahren hier und haben drei Tage einen Herbststurm abgewettert. Damals hatten wir keine Lebensmittel mehr an Bord und auch kein Wasser. Der Steg war nicht direkt mit dem Land verbunden. Es hat wie aus Eimern geschüttet.

Das Wasser zum Trinken und Kochen haben wir in Töpfen aufgefangen. Wasser und Strom am Steg, diesen Luxus gab es nicht. Alles war klamm und ein kleiner Gasofen im Salon mit offener Flamme stand als einzige Wärmequelle zur Verfügung. Als der Wind es endlich erlaubte nach draussen zu gehen, haben wir ein loses Holzbrett zum Ufer herübergelegt und sind an Land jongliert. In drei Kilometern Entfernung lag das ausgestorben anmutende Dörfchen Den Oever. Die einzige Ausbeute an Essbarem waren eine Schachtel mit sechs Eiern und ein Kastenweissbrot. Darüber haben wir uns an Bord gleich her gemacht.

Heute segeln wir mit einem gut gefüllten Kühlschrank von Texel nach Den Oever. Der marode Steg ist einer Marina mit angrenzenden Ferienhäusern und Feinschmeckerrestaurant gewichen. Der Hafen ist gut gefüllt mit grossen teuren Yachten. Wir fahren durch bis zum Tanksteg. Es ist Mittagszeit und alles verschlossen. Nach einigem Suchen finden wir den Hafenmeister auf einem Boot. Nach einer halben Stunde erscheint er an der Tanksäule und schliesst den Zapfhahn auf. Ich frage ihn, ob der Diesel Bioanteile enthält. Ja, dies ist Diesel mit 30 % Bio. Biofreien Diesel gibt es nur auf der nordfriesischen Seite des Ijsselmeers, antwortet er. Darauf lehne ich dankend ab. Mürrisch verriegelt er die Zapfsäule wieder. Ich frage ihn nach einem Liegeplatz für die Nacht, doch er eilt ohne ein weiteres Wort zu verlieren in sein Büro. Ich folge ins Büro und bekomme dann schliesslich einen Platz zugewiesen. Wir verholen uns in eine Box.

#In der Marina Den Oever

Nach dem Aufklaren wollen wir den Ort Den Over inspizieren. Es ist drückend heiss und wir geben nach wenigen Metern den Spaziergang auf. Schnell zurück an Bord und auf das Sinken der Sonne warten. Axel joggt im kühlenden Wald. Am nächsten Tag entscheiden wir gleich nach Stavoren zu segeln und dort zu tanken und zwar endlich biofreien Kraftstoff, denn im Schauglas der Den Oever Tankstelle sehen wir den Schmodder schon blühen bei den heissen Temperaturen und dieses Zeug soll nicht in unserem Tank landen.