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Am Abend hat sich der Kai direkt hinter der Schleuse noch gut gefüllt. Elf weitere Schiffe, davon zwei Engländer, warten mit uns auf den optimalen Absprung. Verwundert stellen wir am nächsten Morgen fest, als wir um 5.00 Uhr (es begann hell zu werden) die Leinen lösen, dass wir nahezu die Letzten sind.

Aufbruch um 5.00 Uhr

Die ersten sechs Seemeilen durch das Slijkgat werden hart. Gegen starke einlaufende Tide müssen wir an kämpfen. Uns war bewusst, dass ein Start um 04.00 am strömungstechnisch besser gewesen wäre, aber wir wollten in diesem Strömungsgewässer ungerne bei Dunkelheit starten und wir wären hätten dann am Zielort mir deutlich mehr Gegenströmung zu kämpfen. Gurgelnd drehen sich die Fahrwassertonnen in der Strömung. Ein Fischer kommt  mit schäumender Bugwelle von achtern auf. Am Horizont steigt der glutrote Sonnenball über dem Horizont auf.

Endlich wird die Fahrt angenehmer. Wir können die Segel setzen und Kurs Maasmond anliegen. Wir haben guten Wind und der trägt uns im richtigen Zeitfenster an der Nordspitze der Halbinsel Voorne vorbei. An dieser Stelle muss die Strömung mitlaufen, sonst wird es unangenehm. Die Industriekulisse von Rotterdam begleitet uns am Horizont.

Hafen von Rotterdam am Horizont

 

Kräne und Schornsteine ragen auf. Jetzt wird es Zeit sich auf Funkkanal 1 zur Hörwache aufzuschalten.  Astarte prescht unter voll Tuch voran. Kanalwechsel auf 3 und anmelden. Die Verkehrszentrale Maasmond nimmt unseren Funkspruch auf

und schon sind wir im Yachttrack auf Kreuzkurs zu den dicken Pötten. Wie aufgereiht laufen die Fähren und Cargoschiffe ein. Doch das Glück ist auf unser Seite, denn in einer passenden Lücke können wir bequem passieren ohne Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Die „April Foul“ muss aufstoppen und erst eine Fähre durch lassen.

Exakt steuert die Verkehrszentrale die Situation wie die Fluglotsen den Flugverkehr.

Seegebiet vor Rotterdam gehört zu den dichtbefahrendsten der Welt

Auf ihren Bildschirmen im Kontrolltower wird jede Schiffsbewegung genau verfolgt, um Kollisionen zu verhindern. Als grösster Raffineriestandort Europas ist die Dichte der Gefahrgutfrachter hier besonders hoch. An Bord kehrt Ruhe ein.

Die eintönige Küste mit den kilometerlangen Sandstränden läuft vorbei. Einige Stunden später taucht der rote Leuchtturm von Den Helder auf.

Wir sind zu früh am Eintrittspunkt in das Marsdiep. Nun wird es schaukelig. Mit fünf Windstärken baut sich schon eine ganz schöne Windsee gegen die noch auslaufende Strömung auf. Etliche Fischkutter sind auf Fangtour und schleppen ihre Netze durch das Wasser.

Kutter auf Fangtour

Im Schutz von Texel baut sich die See ab, doch wir müssen aufpassen mit der mittlerweile gekippten Strömung nicht an der Hafeneinfahrt vorbeigerissen zu werden. Nach 15 einhalb Stunden machen wir in Oudeschild auf Texel fest. Verwundert recken sich einige Köpfe aus den umliegenden Schiffen. Astarte ist salzverkrustet und wir mit vom Wind zerzausten Haar legen unser Schwimmwesten ab. Im Hafen herrscht heitere Urlaubsstimmung. In Badekleidung oder feinem Outfit bekommen die Segler hinter dem schützenden Deich nichts mit vom rauen Nordseewetter auf See. Wir vertäuen hinter der Boxenreihe im übervollen Hafen. Wer einmal hier ist der bleibt, hat es den Anschein. Unser heutiges Etmal hat uns weitere 93 Seemeilen im Kielwasser hinzugefügt.