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Cape Helius Marina

Unser nächstes Ziel Hellevoetsluis kennen wir schon von einem vorherigen Besuch. Viele Boote ankern am Abschlussdeich. Der Strand ist mit bunten Sonnenschirmen bestückt, Kinder kreischen im Wasser. Auch im Hafen springen die Leute direkt von Boot ins Wasser. Port Cape Helius ist Teil einer Ferienhausanlage  mit angegliedertem Hotel. Auf unserer letzten Tour in dieser Region haben wir den hiesigen Hafenmeister zum freundlichsten Hafenmeister gekürt.

Dies bestätigt sich wieder. Lachend werde ich begrüsst und in Windeseile hat er alles abgewickelt. Wir nutzen den Tag im Hafen zum Wäschewaschen. Ansonsten passiert nicht viel, der Hitze geschuldet. Am Abend laufen wir durch den Ort zum Rammschiff „De Buffel“, Trockendock Jan Blanken (das erste steinerne Trockendock der NL) und Feuerschiff 12 Noordhinder. Hellevoetsluis ist eine ehemalige Festungstadt. Dank der strategische Lage befand sich hier im 17. Jhdt. der Heimathafen der niederländischen Kriegsflotte. Immer wieder wurden die Häfen und Festungen verstärkt. Admiral de Ruyter, Tromp und Piet Hein hatten hier ihr Hauptquartier. Die„ De Buffel“ wurde 1868 in Glasgow gebaut als Panzerschiff gebaut. Das Schiff lief als erstes dampfgetriebenes Kriegsfahrzeug der niederländischen Marine. Der spitze, scharfe Bug konnte sich unerbittlich in die Bordwände der feindlichen Schiffe bohren. Mit einem Rammsteven wurden die Gegner unter Wasser gerammt. Der Schiffsrumpf wurde mit einem Panzergurt auf 15 cm verstärkt. Der schwarze Koloss sieht bedrohlich aus.

Die Bars, Restaurants und Eiscafes sind voll. Jeder  geniesst jetzt die lauen Sommernächte. Es ist eine Stimmung und Atmosphäre wie am Mittelmeer. Ausgelassene Dorfjugend gruppiert sich am Strand und auf den begrünten Festungsanlagen. Ein Schwarm Stare steigt auf in den Himmel. Die schwarze Wolke formiert sich, nimmt jähe Richtungswechsel vor, um dann abrupt zu zerfallen und es wirkt als regneten die  einzelnen Vögel auf die Bäume nieder. Mit lautem Krächzen sucht sich jeder einen Zweig bis das Spiel von neuem beginnt.

Starenschwarm über dem Innenhafen

Seit Tagen verfolgen wir die Wetterlage und unverändert sind die Prognosen stabil für einen Tag mit gutem Segelwind aus dem südlichen Sektor. Den brauchen wir! Die Entscheidung fällt nach neuerlicher Aktualisierung der Daten. Morgen ist DER Tag. Endlich wieder Langstrecke auf freiem Seeraum, so hoffen wir. Um die Strömung und das Fenster des Tageslichtes optimal zu kombinieren, wollen wir keine Zeit verlieren und planen ein Verholen in den Aussenhafen an der Goereese Schleuse am Vortag. So können wir starten, ohne noch durch Schleusenmanöver aufgehalten zu werden.  

Sonnenuntergang über Marina Cape Helius

Mittags verholen wir nach Stellendam. Zufällig öffnet die Schleuse grade ihre Tore. Wir machen Dampf und sparen uns eine Wartezeit.

Aussenschleuse zur Nordsee

In der Kammer steht eine starke Strömung. Das macht Arbeit an den Festmachern. Krabben, sitzen an der glitschigen algigen Wand und werden durch den sinkenden Wasserpegel freigelegt. Ich freue mich schon darauf, später schwimmen zu gehen. Wir wollen zum Strand. Doch daraus soll nichts werden. Nach einer halben Stunde gehen die Tore auf und wir sind wieder im Salzwasser. Doch was ist das? Wo ist der Yachthafen? „Hier ist ja gar nichts“ rufe ich verwundert aus. Das gibt es doch nicht. Wieso ist hier kein Hafen? Ich habe doch extra vorher nochmal in zwei Revierführern den Hafen nachgeschlagen und mich informiert.  Drei hohe leere Holzpierverladerampen für Fischkutter ragen ins Wasser, sonst ist das Becken leer.

Am Aussendamm ohne Yachthafen

Dann entdecken wir drei Segelboote, die sich auf der Rückseite der Schleusenanlage einen Platz gesucht haben. Uns bleibt nichts anderes übrig als an einem der Boote längsseits zu gehen, wenn es auch kleiner ist als wir und eine zusätzliche Landleine auszubringen. Weit und breit nur Schnellstrassen, verbranntes Gras und ansonsten Niemandsland. Der Strand ist weit, die Hitze gross, das Wasser hier braun und dreckig und wir können nicht weit weg gehen, da wir nicht wissen, wann unser Nachbar wiederkommt und evt. weg will. Resigniert und verschwitzt spanne ich die Sonnensegel. Kein Strom, kein Wasser und die grosse Hitze, wir müssen ausharren. Eine Fischer kommt von Fang zurück. Sportangler, ausschliesslich Chinesen entladen aufgeregt diskutierend ihren Fang. Sie schleppen Kühlkoffer und Fangausrüstung zu ihren Autos.  

Chinesische Anglergruppe

Das einzige was man hier inspizieren kann sind Lagerhallen und ein Fischverkauf. Der Asphalt ist heiss. Schnell versuchen wir den Schatten der Hallen zu erreichen. Der Fischverkauf entpuppt sich als Selbstbedienungs-Restaurant Vistro mit vorzüglichem frischen Fisch und Meerestieren aller Art. So nimmt der Nachmittag doch noch eine gute Wendung, denn bei einem leckeren Fischgericht im klimatisierten Vistro lassen wir die Welt draussen an uns vorbeiziehen und lehnen uns entspannt zurück.