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Marina du Grand Large

Allez oh eeefffff disneuf“ klingt es melodisch aus den Sprechfunkgerät. Endlich wieder dieser angenehme Klang der französischen Sprache im Ohr. Doch viel Zeit die Phonetik zu geniessen habe ich nicht. Fender und Leinen klar, Fernglas in der einen Hand und Funkgerät in der anderen laufe ich zwischen Cockpit und -Vordeck hin- und her. Wir suchen unsere zugewiesene Box.

Sinnigerweise gibt es keine Beschriftungen, die auch vom Wasser aus lesbar wären. Es ist windig und wir glauben am Ziel zu sein. Nachdem wir fest sind, sage ich: „ Mist wir sind falsch. Das ist die Nr 3.“ Schnell funke ich das Marina Büro an, um zu klären, ob wir auch auf diesem Platz liegen können. Ja selbstverständlich kein Problem. Wir sind in Frankreich. Hier ist man relaxed, geniesst das Leben und geht erstmal „a table“ zum ausgedehnten Essen mit vielen Meeresfrüchten, bevor man sich einer weiteren Sache annimmt. Dafür nimmt man es auch nicht so genau mit dem Material. Ein Schiff ist ein Gebrauchsgegenstand. Auf dem Nachbarboot wird weiss gestrichen was das Zeug hält. Dort stört es niemanden, dass wir in Lee liegen und zig Farbpartikel wie ein Sprühregen auf Astartes Deck niedergehen. Den nächsten Vormittag verbringe ich mit dem Bezahlvorgang und Wäsche waschen während Axel joggt. Man muss Zeit haben und auch für einen Plausch bereit sein. So erfahre ich vom Mitarbeiter in Hafenbüro, dass er gerne nach Deutschland in Urlaub fährt und nach einigem längeren Hin- und Her erfahre ich auch wohin: nach Aken, ach so Aachen.

Moderne Wohnhäuser am Hafen

Am nachmittag radeln wir um die vielen Hafenbecken. Vorbei am alten Turm, dem ehemals deutschen Windjammer Dutchess Anne, als Repatriationszahlung  den Franzosen übereignet, dem ausrangierten Feuerschiff Sandettie und dem englischen Raddampfer Princess Elisabeth. Selbiger hat in der Operation Dynamo viele Soldaten transportiert und so vor dem sicheren Tod bewahrt. Doch dazu später mehr. Es ist sehr heiss. Tapfer trampelt wir gegen den Wind über Brücken, vorbei an Docks mit Schleppern und stillgelegten Fähren Richtung Leuchtturm. Plötzlich ist die Strasse gesperrt. Sackgasse.

Wir können das gegenüberliegende Ufer nicht erreichen. Wir kehren um. Heute trage ich meine gelbe Warnweste. Ein Binnenschiffer winkt aus der Schleusenkammer von unten herauf und ruft mir etwas zu. Er verwechselt mich wohl mit einem Hafenarbeiter oder Schleusenwärter.

Am Abend lese ich mich ein in die Vergangenheit was sich hier in Dunkerque wärend des zweiten Weltkrieges abgespielt hat. Wen es interessiert kann sich Operation Dynamo durchlesen. Ich melde für morgen mein Interesse an einer Tour zum Fort des Dunes an und dass ich die Bunker sehen möchte. Axel antwortet: „bitte keine Bunker.“