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Der Hafen ist wie leergefegt. Haben wir etwas verpasst? Ja richtig. Der Wetterbericht hat mal wieder nur ein kleines Zeitfenster vor der nächsten Starkwindphase ausgewiesen. Sollen sich die  Anderen doch alle stressen lassen und hektisch unter Maschine meilenfressend nach Simrishamn laufen – wir nicht.

Doch weiter soll es schon gehen und eine Brücke bei Hasslö öffnet immer nur zur vollen Stunde. Gestern hatten wir uns extra die Öffnungszeiten beim Tourismusbüro besorgt. Daher müssen wir uns doch ein bisschen beeilen. Aber wir entscheiden noch zu tanken, denn nach unserem Führer haben die nächsten Häfen doch keine Tankstelle. Aber wo ist die Bootstankstelle? Ausgerechnet jetzt verlieren wir Zeit, weil wir in allen Ecken im Hafenbecken suchen müssen. Endlich fündig geworden in der hintersten Ecke des Hafens, geht es aber nach dem Tanken endlich zum Fahrwasser. Hier wird grade ein Kriegsschiff von zwei Schleppern manövriert und über Funk warnt ein Sprecher die Schiffahrt und bittet um Abstand.

Stealth Kriegsschiff mit Schleppern

Unter Segeln und teils mit Motor, damit wir die Durchschnittsgeschwindigkeit halten, geht es Richtung Brücke, während sich über Karlskrona der Himmel bereits wieder schwarzblau drohend verdunkelt. An der Brücke pünktlich angekommen entdeckte ich durch das Fernglas ein Schild mit einer Telefonnummer. Als sich um Punkt 10.00 Uhr nichts tut, rufe ich dort an. Der Schwede verklickert mir, dass man nur nach Vorreservierung eine Brückenöffnung erhält. Na toll, an der Brücke steht allerdings, dass sich dies nur auf die Zeit von 6.00 bis 8.00 Uhr morgens und von 20.00 bis 22.00 Uhr abends bezieht. Doch rumdiskutieren bringt nichts. Er bleibt dabei. Also machen wir eine Kehrwende, denn eine Stunde warten vor Anker ist auch keine Lösung und laufen wieder zurück einmal um die Insel Hasslö herum. Durch eine schmale Öffnung zwischen den Felsen finden wir doch noch eine Lücke, um die freie See zu erreichen. Gefährlich blecken die blanken Felsen knapp aus dem Wasser links und rechts. Weisse Brandung umspült die Steine als wollten sie sagen: wir warten ruhig auf das nächste Schiffsopfer, dass an uns zerschellt. Wir sind froh bald Abstand zu den Untiefen aufgebaut zu haben und segeln unter Vollzeug gen Westen. Im Karlshamner Stadthafen wollen wir die nächsten Tage abwettern. Als wir uns dem Schärengürtel wieder nähern liegt ein Dunst über dem Festland, der alle Konturen weich erscheinen lässt und im Gegenlicht erscheint das Schärenmeer wie ein Abbild eines Vermeer Gemäldes einer niederländischen Landschaft zumal grade eine Schalupe vorbeisegelt die an ein vergangenes Jahrhundert erinnert.

Nach wenigen Meilen hört die Träumerei auf und das 21. Jh. baut sich in harter Realität mit Raffineriesilos, rauchenden Schlotten und hässlichen Fabrikgebäuden vor uns auf. Trotzdem halten wir auf den Innenhafen, denn man soll nicht vorschnell urteilen. In einem engen Kanal liegen zur Befestigung für Yachten Y-förmige Metallbäume. Zwei Boote liegen schon da. Nachdem wir mühsam sämtliche Leinen ausgebracht haben was in diesem den Schiffsrumpf umfassenden knapp über dem Wasser schwingenden Rohrrahmen nicht einfach ist, entscheiden wir schon nach zehn Minuten, dass wir hier nicht bleiben möchten. Also Manöver rückwärts und alles wieder lösen. Es gibt Strömung, Schwell und die Tristesse des Visavis drückt auch auf die Stimmung.

Karlshamn Innerhafen

Unser deutscher Bootsnachbar warnt uns noch:“ Wenn die Fähren kommen, dann wird es hier richtig wackelig.“ Also nichts wie weg. Zum Glück gibt es noch eine  Schärenclubhafen in der Nähe. Auch hier wieder die Ypsilonbäume zwischen die das Schiff auch passen muss. Ein Mann winkt uns heran und lotst uns zu einem freien Platz. Doch dieser ist zu eng. Wir sind auf Kriegsfuss mit diesen Anlegern, die wie Gabelzinken von den Stegen ragen. Und heute scheint ein Tag zu sein wo es immer eins vor und zwei zurück geht. Nach einigem hin und her dürfen wir an den Kai des Mastenkrans und haben einen idealen Platz. Hier wollen wir bleiben – oder doch nicht? Nachdem wir alles regendicht gemacht haben, steht spät am Abend doch fest: morgen geht es weiter. Also heisst es ein letztes Mal für heute: vor und zurück – getreu dem Tagesmotto, die Planen wieder abnehmen.