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Das Inselhopping neigt sich dem Ende mit dem kurzen Trip nach Nynäsham. Eine Hafenstadt und Knotenpunkt für Reisende aus der Region Stockholm nach Polen, Finnland oder Gotland. Auch die Segler nützen diesen Standort zum Proviantieren, Auffüllen von Wasser und Diesel, aber auch um in das quirlige Treiben der grossen Marina einzutauchen. Die Restaurants an der „Fressmeile“ sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Das heisse Sommerwetter kurbelt den Eiskonsum an, so dass sich lange Schlangen vor den Buden bilden. Kind und Kegel sind unterwegs.

Autokolonen rücken vor im Stop and Go, um in dem Bauch der Fähren zu verschwinden. Der Yachthafen gleicht einem Bienenstock in den es ständig herein- und herausschwirrt. Die Liegeplätze werden förmlich warm übergeben. So finden wir, obwohl am frühen Vormittag eintreffend, nur noch Platz an der dem Schwell der vorbeifahrenden Boote heftig ausgesetzten Aussenseite der Aussenmole.

Dafür sind wir in unmittelbarer Nähe von Schiffen, die sich auch Yachten nennen dürfen. Die klassische Holzketch „Night Watch“ aus den USA mit geschätzten 18m Länge, eine weitere Ketch aus der berühmten Swan Werft mit einem Displacement von über 30 Tonnen sowie grosse Sunseeker , Targa, Fairline Motoryachten und rassige Segler in der 56 Fuss Klasse von Farr, Baltic und eine 64 Fuss Halberg Rassy. Den Vogel schiesst allerdings eine niederländische Wally ab, deren silberner Rumpf sicherlich über 20 Meter lang ist. Der schwarze Karbonmast erstreckt sich als höchster Mast im Hafen hoch in den Himmel. Neben nagelneuem Material vagabundieren aber auch alte Seelenverkäufer herum. Ein sogenannter Trümmer aus Ferrozement fährt neben Fahrrädern, Kinderwagen. Grill, alten Flaschen auch Blumenkübel mit sich spazieren.

Das Segelvölkchen hier ist so bunt gemischt wie die unterschiedlichen Schiffe. Traditionsfahrzeuge, alte Fischkutter und Dampfer sind genauso unterwegs wie rassige Rennziegen oder futuristische Katamarane. Die passenden Schiffsnamen spiegeln den Geist der Segelelite oder Fahrtencrews wieder. So steht die solide „Freja“ neben „Aragon“ und „Champagne“. Die letzte Kleinstlücke am Steg wird aufgefüllt von einem Minisegelboot. Die beiden Männer bereiten ihr Abendessen zünftig auf einem Petroleumkocher auf dem Steg zu. Zu viel Fett ist in der Pfanne. Petroleumgeruch vermischt sich mit angebranntem Kartoffelgeruch. Da zieht es das feine Ehepaar in hellen Hosen und dunkelblauen Blousons der grossen Hallberg Rassy vor, das Restaurant aufzusuchen. Wir schwingen und schaukeln im Netz unserer Ruckfender mit Kettenvorläufer, die hier angebracht sind. Die Nacht wird unangenehm, schlägt doch das Ende der Schwedenflagge vom Flaggenmast am Steg ständig gegen unsere Wanten und sorgt für starke Resonanz im Schiffsinneren. Abhilfe können wir erst am nächsten Tag bei abflauendem Wind schaffen. Ein Kontrapunkt zum stark frequentierten Nynäsham ist die unmittelbare Umgebung. Eine kleine Schäre mit Hotels, Villen,  privaten Yachthäfen, prächtige blumengeschmückte Gärten und Schärenvegetation mit Kiefernwäldern bieten Schatten und Ruhe. Wir wandern einmal um die vorgelagerte Schäre. Ein luxuriöses Spa bietet den Badegästen ungestörtes Sonnenbaden und Schwimmen. Wir erklimmen den Aussichtsturm am höchsten Punkt der Schäre und haben einen weiten Rundumblick über die Hafenanlagen, Stadt und vorgelagerte Inselgruppen. Der Rückweg führt uns noch einmal am Supermarkt vorbei. Mit vollen Rucksäcken kehren wir zum Schiff zurück. Das Kochen am Abend erfährt eine Unterbrechung als ein hohes grosses Stahlschiff mit ausladendem Bugspriet hinter uns seine Anlegeversuche macht. An Bord befindet sich nur der Skipper am Steuer. Ein Mann am Steg dirigiert ihn mit Handzeichen und deutet  die Ruderrichtungen an. Glücklicherweise haben wir grade eine Windflaute. Nach einer Dreiviertelstunde vor und zurück ist der Kahn endlich fest. Der Skipper schien ahnungs- und hilflos. Eine Frage wie er überhaupt bis hier gekommen ist. Dann legt der Wind wieder richtig los. Glück gehabt. Denn wo dieser Koloss ausser Kontrolle gerät, gibt es Bruch oder sogar ein versenktes Schiff, wenn der Rückwärtsgang nicht rein geht. Beruhigt können wir endlich essen.