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Huuuuuuh. Hüüüüüh. Huuuuüüüüh schallt es über den Hafen. Es sind die Nebelsignale der Fähren, die den Hafen von Mariehamn anlaufen oder verlassen auf ihrem Weg nach Turku, Stockholm oder Helsinki. Auch bei den Yachten tauchen schon wieder die ersten Neuankömmlinge aus dem Nebel auf, während andere ihre Leinen lösen, um nach wenigen Schiffslängen im selbigen zu verschwinden.

Wir sehen davon ab, bewusst in den Nebel rauszufahren zumal die Windrichtung auch nicht passt. Stattdessen wollen wir heute eine Fahrradtour machen. Mittags klart es auf und wird heiss. Die Sonne brennt, als wir die hügeligen Schären rund um Mariehamn rauf und runter radeln. Vorbei an gepflegten Villen und hübschen Holzhäuschen. Eine Jugendgruppe auf Pferden kommt uns entgegen. Entlang an einer malerischen Bucht, die von einem kleinen Hafen für Angelboote belegt ist, geht es im Bogen zur Ostseite der Halbinsel auf der Mariehamn liegt.

Ein Campingplatz, eine weitere grosse Marina und das Gelände des Traditionsschiffbaus bieten viele Aussichten. Der Urlaubsbetrieb ist in vollem Gang. Zelte sind aufgebaut. Die Restaurants voll besucht. Wir bewundern die hölzernen alten Arbeitsboote, die mit Liebe zum Detail restauriert wurden.

Bevor wir in die schwedischen Schären fahren wo üblicherweise viel geankert wird, will ich noch einmal waschen. In der Twättstuga (Waschhaus) herrscht Hochbetrieb. Ein Zeitfenster muss vorreserviert werden. Die Laufzeit des  Münzautomaten  ist aber nicht exakt mit der Maschinenlaufzeit koordiniert. So kann ich erst verspätet meine Maschine starten. Als ich folglich auch zwanzig Minuten später zum Programmende wiederkomme, hat bereits ein finnischer Segler meine Wäsche in den Trockner umgeladen. Mit säuerlicher Miene macht der schnieke, braungebrannte Wassersportler mich auf den neuen Verweilort meiner Wäsche aufmerksam. Gelassen nehme ich die Sachlage hin, denn einige Oberteile werden wohl merklich verkleinert zum Vorschein kommen. Nach einer guten halben Stunde rätsele ich, wann der Trockner wohl fertig ist. Vielleicht weiss die Frau am nächsten Trockner was die Prozentzahlen bedeuten, denke ich und frage nach. Die Person im rosa Poloshirt, schwarz-weiss gemusterten Leggings, türkisen Turnschuhen und rotem langem Pferdeschwanz dreht sich um und ich schaue in ein bulliges Gesicht mit glattrasiertem Kinn. Mit tiefer dann wieder hoher Stimme antwortet er-sie-es? : „This is my first time I do the washing.“

Bevor wir am nächsten Tag nach Schweden übersetzen, geniessen wir auf einer abendlichen Spazierrunde durch den Hafen den Sonnenuntergang und das sich allabendlich wiederholende Ritual des Flaghaulnings. Hierbei wird genau um 21.00 Uhr die aländische Nationalflagge nach einem Pistolenschuss eingeholt. Ein smarter blonder Jüngling des Hafenpersonals steckt die rauchende kleine Pistole in seine Hosentasche und zieht die Flagge ein. Gleich tun es ihm in diesem Augenblick einige dutzend Segler. Sie springen ans Heck ihrer Schiffe, ziehen den Flaggenstock und rollen die Flagge ein. Besonders eifrig sprintet der Engländer eines hölzernen Drachen zu seinem roten Ensign, so dass er dabei beinahe das Gleichgewicht verliert und ins Wasser gefallen wäre.