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Der Wetterbericht bestimmt unseren Zeitplan. Wir wollen noch bevor der Wind für uns ganz ungünstig dreht Schweden erreichen. Denn wir können nicht gegen den Wind fahren. Also geht es um 6.00 Uhr in der Frühe los von Bornholm bei leichtem Wind, der dann später zulegt. So rauschen wir hoch am Wind bei Ostwind nach Nordosten Richtung Karlskrona. Bald schon passieren wir die Hauptschiffahrtsroute wo ein Kümo aufgereiht nach dem anderen mit ca im Mittel 14 Knoten fährt. Mit Hilfe des AIS Systems können wir den CPA – übersetzt den Closest point of approach; also Punkt der nächsten Annäherung oder Aufeinandertreffen der beiden Schiffe bequem einpeilen. Netterweise weicht uns sogar ein Schiff aus, indem es seinen Kurs um 4 Grad ändert.Nach zwei Stunden sind wir aus dem Track raus und können aufatmen. Wind und Wellen versetzen uns nach West, unser angepeiltes Ziel ist nicht zu halten. Daher nochmal ein Kreuzschlag. Doch um 17.00 Uhr erreichen wir die Ansteuerung von Karlskrona, einer ehemaligen Garnisonsstadt und auch heute noch einziger Marinestützpunkt Schwedens. Am Fahrwasser operiert ein Tonnenleger und spritzt grade den Unterwasserteil einer Fahrwassertonne mit einem Hochdruckreiniger ab. Der frische Wind bläst uns entgegen und sorgt wohl dafür, dass sich andere gedacht haben lieber im Hafen zu bleiben. Entlang an einer Vielzahl von Inselchen, auch Schären genannt, nähern wir uns dem Stadtzentrum. Auf dem Wasser ist es menschenleer. Der Gastbereich des Hafens ist grosszügig angelegt. Bisher haben sich aber nur eine Handvoll Gäste eingefunden. Die Saison ist hier also noch nicht im Gange. Moderne Gebäude säumen das Hafenbecken und beinhalten Servicegebäude, Hafenmeisterbüro, schicke Restaurants, Konferenzzentrum und Firmen. Das Sumlog zeigt 71,5 gesegelte Seemeilen an. Am Abend machen wir noch eine Spaziergang zur Stadt. Das Hafenufer ist gesäumt von Anglern, die sich ihr Abendessen fangen wollen. Es sind alles dem Aussehen nach Flüchtlinge aus Syrien. Die Stadt wirkt ausgestorben, ein richtiges Zentrum finden wir erstmal nicht. Nur parallel verlaufende Strassen mit Wohnhäusern, die den Standard und die Optik der 50er bzw 60er Jahre haben. Wir fühlen uns in der Zeit zurückversetzt. Es ist hier alles einfacher als in Deutschland. Ein Kiosk hat noch auf. Wir wollen einen schwedischen Handychip kaufen. Auch hier wieder ein Pakistani oder ähnlich, der mit uns die Verhandlungen in einen Kauderwelsch aus Schwedisch, Englisch und Pidgin irgendwas führt. Am nächsten Tag merken wir, dass er uns übers Ohr gehauen hat und die Karte abgelaufen war. Da hat man uns als typischen Touristen übertölpelt. An diesem Abend sehen wir ausser Axel selbst keine Person mit blonden Haaren, nur alles dunkelhäutige dunkle Typen. Sind wir hier wirklich in Schweden angekommen? Am nächsten Tag ist erstmal Bootswäsche und Klamottenwäsche angesagt. Das Boot ist überzogen mit einem Schmierfilm aus Rapspollen und Salz. Schliesslich entdecken wir doch noch ein altes Zentrum mit imposanten Kirchen, Säulenfassaden und einem alten Fischerviertel. Hier reihen sich geduckte kleine Holzhäuschen in allen Farben entlang der schmalen Gässchen auf. Vor der Tür nett arrangiert Tisch und Stühle oder Bänke mit Blumen oder sonstiger Deko. Kein Laut ist zu hören. Die Sonne steht hoch und brennt unnachgiebig auf uns herunter. Nur im Schatten von Häuserfronten oder Mauern können wir es aushalten. Also schnell zurück zum Hafen wo wenigstens eine Brise geht. Nach einem Hafentag geht es weiter, denn die Südostspitze von Schweden mit den vorgelagerten Klippen Utklippan, dessen Name aus dem Seewetterbericht bekannt ist, kann bei Starkwind unangenehm werden. Morgens bewegt sich noch kein Lüftchen. Das Boot zerteilt die spiegelglatte See. Am Wellenbrecher, der das Ende des Fahrwassers markiert, kommt uns ein sehr imposantes schwedisches Küstenwachschiff, die Amfirite entgegen. Freundlich winkt die Mannschaft von dem einige Stockwerke hohen dunklen Koloss herunter. Nach und nach setzt der Wind ein und wir runden das Kap, Kurs Öland liegt an.

Bild 1 bis 4: Bornholm Westküste, Hammerhavnen, Aufstieg zur Burgruine Hammerhus

Bild 5: Schwedisches Küstenwachschiff Amfititre

Bild 6: Lotse im Hafen von Karlskrona

Bild 7 und 8. Am Marktplatz von Karlskrona

Bild 9: Axel am Axel

Bild 10: Altes Fischerhausviertel in Karlskrona