Reading Time: 3 minutes
gut beschützt!

gut beschützt!

Von den eingesammelten Propekten im Touristenbüro stach mir ein Angebot ins Auge:Besuch des obersten Stockwerks eines Hotels wo das russische KGB seine Abhörstation eingerichtet hatte. Am Vortag hatten wir uns an der Rezeption für die nur mit Guide zugänglichen Räume angemeldet. Voller Spannung ging es rechtzeitig in die Stadt, denn um 13.00 Uhr sollten wir dort sein. Im Jahr 1972 waren es noch ungefähr 20 Jahre bis die Sowjetherrschaft in Estland enden sollte. In dieser Zeit musste das Hotel Viru, in dem ausländische Gäste abstiegen, im obersten Stock eine Aussenstelle des KGB beherbergen. Heute gibt das KGB Museum einen Einblick in die Ära der Parallelwelten zur Zeit des Kommunismus. Während die Elite der Sowjets unter der Parteiführung ohne unvorhergesehene Zwischenfälle lebten, so war die echte Welt draussen für das Volk komplizierter. In dieser Welt war die Hotelbar wo man an Devisen kam ein Magnet. Die heutige Werbung verspricht: Schon einmal Hammer und Sichel in der Valuuta Bar probiert?Erwartungsvoll lassen wir uns in der Hotel Lobby in bequeme Sessel fallen und beobachten das sehr geschäftige Treiben um uns herum. Nach einer Viertelstunde sind es bereits ca 25 – 30 weitere Touris, die warten und es wurden kontinuierlich mehr. Axel hat sich inzwischen bereits die KGB Räume im Internet angesehen und meint: In den engen Räumen mit den vielen Menschen macht die Besichtigung keinen Sinn. Das „Museum“ besteht aus zwei kleinen Zimmern mit aus heutiger Sicht alter Abhörtechnik und zwei Schreibtischen; nicht so spannend! Im Ergebnis wurden Regimekritiker und Gäste vom Klassenfeind überwacht und alles akribisch dokumentiert. Also bleiben wir sitzen als es los geht. Draussen prasselt mittlerweile der Regen. Stattdessen schlendern wir durch das dem Hotel angegliederte Einkaufszentrum Viru Keskus und das grosse Kaufhaus Kaubamaja. Das Warenangebot kann mit dem von Berlin, London oder Paris durchaus mithalten. Bekannte Marken und Luxusartikel finden regen Anklang bei der anscheinend kaufkräftigen Kundschaft. Wir warten darauf, dass der Regen aufhört und vorbei an vollen Restaurants und Shops sind wir froh bald aus dem Getöse von Waren, Menschen, Musik, Stimmen und Gerüchen herauszukommen.

Old Town Marina und Rotermann Viertel

Uns interessiert die Old Town Marina und wir laufen durch das Rotermann Viertel Richtung Wasser. Johannes Rotermann war ein deutscher Kaufmann, der im 19. Jahrhundert ein Handelsunternehmen aufbaute und viele Lagerhäuser in Hafennähe besass. Das nach ihm benannte Viertel wird heute restauriert und schnieke Wohnblocks mit Einkaufsmalls durchsetzt kombiniert mit Büroflächen ziehen nach und nach in die Gebäude ein. Am Hafen befindet sich wieder ein Einkaufszentrum mit grossem Supermarkt und weitere Hallen mit Geschäften. Unser Interesse ist anscheinend anders gelagert, als das der meisten anderen Passanten.Wir müssen ihnen ausweichen und aufpassen, dass wir nicht umgelaufen werden, denn sie schauen gar nicht nach vorne sondern sind mit dem Ziehen von Sackkarren beschäftigt. Auf selbigen türmen sich Pappkartons. Was ist enthalten? Wein, Bier, Spirituosen aller Art. Schnell kommen wir dahinter, dass die Finnen hier wie die Fliegen einfallen und sich mit Alkohol eindecken. Die im Halbstunden Takt anlegenden Fähren spuken hier junge Leute aus, die den Kurzaufenthalt zum Bunkern nutzen.Nun erklärt sich auch der merkwürdige Anblick der Einkäufer mit riesigen Koffern im Supermarkt.Es sind alles Schnaps-Touristen, die den wohl immensen Preisunterschied zu ihrem Vorteil nutzen.In der hochpreisigen Marina mit EUR 65,- pro Tag für unsere Grösse sind nicht zu viele Gäste.Zurück zur Stadt, schlagen wir den Weg ein durch eine Einkaufshalle, die ähnlich einem marokkanischen Souk, aus vielen aneinandergereihten Einzelläden besteht. Hier ist alles gar nicht mehr so schick. Die Verkäuferinnen wirken ärmlich. Das Warenangebot besteht hauptsächlich aus China Textilien, Taschen, Gürteln, Hüten, T-Shirts, Kinderspielzeug in schrillen und bunten Farben, kurzum alles Ramsch, der chemische Ausdünstungen verbreitet, dass einem fast die Augen tränen.Also nichts wie durch und ab ins Freie. Mit dem Bus erreichen wir unser Gelände. An der Haltestelle Volta steigen wir aus. Der Wachhund kennt nun wohl schon unseren Geruch und sieht in uns keine Eindringlinge mehr. Er hebt den Kopf, schaut und zeigt kein Interesse mehr. Trotzdem suchen wir am nächsten Tag eine neue Route, um das Hafengelände zu verlassen, da wir nicht wissen, ob er nach 23.00 Uhr frei herumläuft, falls es mal später wird.

Bild 1: Thai Restaurant

Bild 2 und 3: Old Town Marina

Bild 4: Axel vor Plakat Sängerwiese

Es ist Sonntag und nach den gestrigen Eindrücken in der Old Town brauchen wir eine Auszeit vom Touristenrummel. Daher beschliessen wir, einen Ausflug zum anderen Yachthafen auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht nach Pirita zu machen. Im ehemaligen Olympiazentrum ist das Segel-Mekka Tallinns angesiedelt.Per Bus geht es mit Umsteigen am Viru Keskus (Zentralplatz am Viru Hotel) weiter mit Strassenbahn Linie 3 zum Stadtteil Kadriorg.