Reading Time: 4 minutesKaum schwenkt der Bug aus dem Hafenbecken erfasst uns schon eine sehr steife Brise.
Nun heisst es aufpassen und genau navigieren. Es bläst in Böjen mit 6 Bft. und die Wassertiefe beträgt stellenweise nur 2,4 Meter. Der Nordwest Wind ist eisig und schrient auf den Wangenfleckchen, die noch nicht unter der dicken Fleecehaube verschwunden sind.
Gefütterte Wollmütze, Kapuze, Fleecehaube, drei Schichten reichen kaum aus, um den Kopf warm zu halten. Der Weg zieht sich, das Steuern strengt an. Dann endlich fest in Kloster. Das Örtchen schmiegt sich in eine Bucht am Fusse des Dornbuschs. Die langgestreckte schmale von Nord nach Süd abfallende Form der Insel Hiddensee im West Rügens ist das Werk der Meeresströmungen, die seit der letzten Eiszeit die drei Inselkerne durch Schwemmmaterial miteinander verbanden. Einen ersten Überblick zu Fuss verschaffen wir uns mit dem Rundgang durch Kloster zur Inselkirche, obligatorischer Besuch des Grabes von Gerhart Hauptmann, vorbei am Sommerhaus der Hauptmanns zum Strand und später Aufstieg auf den Dornbusch zum Leuchtturm.
Hotel in Kloster
Es gibt einen Dorfteich, Strassen aus Sand, Andenkenläden, Restaurants, Cafes, Fahrradverleih. Vereinzelt sieht man mal einen Menschen. Es wird gewerkelt und vorbereitet. Der grosse Ansturm der Tagestouristen hat sich noch nicht eingestellt.
Hiddensee – Blick nach Süden
Leuchtturm auf dem Dornbusch
So können wir die Insel zum Glück ursprünglicher erleben.
Ruhepause
Kremser Wagen
Die schweren Zugpferde für die Kremser Planwagen, die später Touristenhorden über die Insel schaukeln, geniessen noch das satte grüne Gras auf den Wiesen, die Frühlingssonne auf dem Rücken und die Ruhe. Der Strand ist menschenleer. Die Inselkirche mit dem Rosenhimmel und hölzernen Taufengel ist noch ein Ort der Stille ohne Blitzlichtgewitter.
Inselkirche mit hölzernem Taufengel
Der Frühling ist eingekehrt
Blühende Weissdornbüsche verströmen einen lieblichen Geruch. Zur Zeit der DDR heruntergewirtschaftete Häuser werden renoviert, bekomme neue Reetdächer und frische Anstriche geben den Fassaden ein freundliches Gesicht. Hier ist zwar auch die Moderne eingezogen mit allem Komfort für den Reisenden, aber Elektroautos, Pferdekraft, Handkarren und der Drahtesel sind Zeichen des sanften Tourismus. Die Natur steht im Vordergrund. So kann man auch heute noch Hiddensees Flair erleben wie es sich wohl zu Zeiten der Künstlerkolonie, die sich hier niedergelassen hat, darstellte.
Gerhard Hauptmann Haus
Gerhart Hauptmann
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