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Die Nacht ist kurz. Die innere Uhr ist aufgeregt vor dem Start und ein prüfender Blick um 3.00 Uhr und 5.00 Uhr aus dem Seitenfenster zeigt, dass es bereits hell ist aber der Wind noch jault.Der Horizont ist hell und das Wolkenbild aufgeräumt, Wetterbesserung kündigt sich an. Wir starten bereits um 7.00 Uhr früher als geplant und das ist gut so, denn für den langen Törn brauchen wir auch guten Segelwind.Schnell sind die Leinen gelöst. Wir laufen aus und segeln noch in den ruhigen Wassern des Sundes geschützt durch die vorgelagerte Insel Farö. Beschäftigt mit Fotografieren übersehen wir fast die zweite Fähre, die sich von der Insel löst und das Fahrwasser kreuzt. Bald aus dem Lee der Küste heraus werden die Wellen höher aber mit halbem Wind schieben wir gut durch das Wasser. An Bord stellt sich die übliche Routine der Wachablösung und des Vorschlafens sein. Bald haben wir die Hauptschiffahrtsstrasse auf der der Cargoverkehr von West nach Ost und umgekehrt verläuft erreicht. Hier sind einige Tanker und Frachtschiffe unterwegs, die wir aber sehr gut im AIS verfolgen können und so jederzeit wissen wie nah sich unsere Kurse kreuzen. Die Geräuschkulisse ist zu gross, die Freiwache kann nur vor sich hindösen und das Klappern, klackern, schlagen und Ächtzen verfolgen. Trotz Abdunkelung ist die innere Uhr nicht auf Schlaf eingestellt. Trotz allem gelingt es mir mittags eine Stunde zu schlafen.Wir lesen, navigieren, essen – der Wind hat eine ideale Richtung und die See ist gnädig. So läuft Astarte wie auf Schienen Richtung Estland.Die Sonne versinkt um 22.30 Uhr Ortszeit, dies ist GMT +3 im Meer und hinterlässt einen gelborangen Schein, der über den Horizont nach oben strahlt. Der Mond steht zur guten Hälfte am wolkenlosen Himmel. Die Bedingungen für eine gute Sicht sind optimal. Unsere Hauptsorge besteht in ausgelegten Fischernetzen in Landnähe, denn nun nähern wir uns Sörveriff und damit der Südspitze der estischen Insel Saaremaa. Die See bleibt leer, kein Fisch-Fähnchen in Sicht. Die Seekarte gibt Aufschluss warum; fischen verboten, former mined area. Beklommen segeln wir über die dunkle See und denken an explosives Material, das möglicherweise nur wenige Meter unter unserem Kiel am Grund liegt. Wir werden verschluckt von der Stille. Nur die Wellen klatschen stetig an den Rumpf und das Spanten und Schotten arbeiten geräuschvoll. Die Dämmerung senkt sich über der Landmasse herab. Wir umrunden die Sörve Spitze und gehen mehr an den Wind. Dazu müssen die Segel dichtgeholt werden. Ich klettere auf das Achterdeck und bereite die Lazzyjacks des Besansegeln vor, da wir den Besen auf dem Kurs nicht mehr benötigen. Dabei bleibe ich an einer Klampe mit dem Zeigefinger hängen. Es tut höllisch weh und wird gleich dick und blau. Schnell Kühlung her. In einem schlauen Buch über alte Hausmittel lesen wir nach, dass Essigwasser die Schwellung abmildert. Kaum ist der Verband angelegt, lässt der Schmerz auch schon nach.

Bild 1: Farösund Abfahrt

Bild 2: Fahrwasserturm im Farösund Gotland

Bild 3: Ankunft in Montu auf Saaremaa Estland