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Schnell sind die Leinen los und wir rauschen Richtung Farösund. Die Sonne lässt die weiten Kiesstrände schneeweiss erscheinen und scharf setzt sich der Landstrich gegen das dunkle Wasser ab. Acht Meilen müssen wir uns zunächst unter Maschine gegen den Wind aus der tiefen Bucht von Kappelhamn herausarbeiten.Endlich können wir wieder segeln und rauschen mit geblähten Segeln nach Nordosten Richtung Farösund. Die Enge zwischen den beiden Inseln Farö und Gotland empfängt uns mit gurgelndem Wasser. Wellen brechen sich auf den Untiefen, die durch einen roten Leuchtturm markiert sind. Wir sind froh bei guten Bedingungen die schmale Einfahrt zum Sund zu passieren und können uns gut vorstellen was hier bei schwerem Wetter los ist. Die Uferzonen haben sich mittlerweile abgeflacht. Das gotländische Kalkstein-Steilufer weicht hier ausgedehnten seichten Buchten, die bewaldet sind. Das Fahrwasser bringt uns sicher zu einer Häuseransammlung. Von weitem sehen wir schon die gelbe Pendelfähre zwischen Farö und Gotland passieren.Laut Revierführer gibt es mehrere Häfen in Farösund. Vorbei an zwei Hafenbecken fahren wir zunächst zur Yachtmarina. Hier liegen bereits die Sirenen und wir machen am Steg dahinter fest. Ein kleines flaches Hafenbecken einer Anlage, die in die Jahre gekommen ist und zum Verkauf steht präsentiert sich uns. Unter dem Ruderblatt haben wir ca 30 cm bis zu einem Felsbrocken, der von der Steinmole heruntergerollt zu sein scheint. Wasser gibt es nur auf der anderen Hafenseite, die wir mit unserem Tiefgang nur schwierig erreichen. Nach 20 Minuten entscheiden wir, dass dies kein Aufenthaltsort für einige Tage ist. Denn die Wettervorhersage deutet auf Starkwind hin aus der Richtung in die wir weiter wollen.Nach einer Runde durch den nächsten Hafen, der ebenfalls nicht geeignet ist, denn hier müssten wir auf Legerwall an grossen schwarzen Autoreifen liegen, entscheiden wir uns zum ersten Hafenbecken zurückzulaufen.Eine unorthodoxe Ansammlung von Werfthallen, alte Betonpiere und zwei graue Militärschiffe prägen das Gelände. In einer Ecke liegen zwei Segler. Wir steuern darauf zu. Schon winkt eine Gestalt, die in ihrer Erscheinung mit der gelbbraunen Hautfarbe und dem langen schwarzen Zopf einem Indio aus Südamerika ähnlich sieht. Nachdem wir fest sind erfahren, dass er auf seinem Schiff lebt und auf Farö arbeitet. Bei ihm an Bord lebt noch seine Frau und vier Hunde. Der Hafen wäre noch nicht eröffnet. Es wäre auch im Gespräch, dass er den Job als Hafenmeister bekommen würde. Sehr freundlich zeigt er uns wo wir Strom und Wasser bekommen und wo die Sanitäranlagen sind. Auch in den nächsten Tagen bleiben wir hier das einzige Gastschiff im Hafen. Die Toilette empfängt mich mit dem dünnsten Toilettenpapier, das ich jemals gesehen habe und die Dusche scheint jahrelang nicht in Betrieb gewesen zu sein. Da man sich nicht der Gefahr von Legionellen aussetzen möchte, duschen wir wie gewohnt an Bord.

Schnell sind die Leinen los und